Bei den sozialen Netzwerken kann man nicht auf jeder Hochzeit tanzen. Ich selbst bin eigentlich nur auf Twitter und Instagram unterwegs. Aber natürlich schaue ich mir ab und an auch mal andere Netzwerke an. Letztens habe ich die App Jodel ausprobiert und ich muss sagen, Jodel hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Auf Jodel kann man ähnlich wie bei Twitter kurze Texte oder Bilder posten. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass alle Posts quasi anonym veröffentlicht werden. Es gibt keine Namen und keine Profile. Das wirft natürlich auch gleich die Frage auf, wie sich die Timeline aufbaut? Denn wenn die Nutzer keine Namen haben, gibt es natürlich auch niemanden, dem man folgen kann. Letztendlich besteht bei Jodel die Timeline aus allen Beiträgen der näheren Umgebung.
Dieses Prinzip führt zu interessanten Implikationen. In der Timeline wird nämlich unweigerlich die gesamte Gesellschaft abgebildet und es entstehen keine Filterblasen. Man hört Stimmen, die man nie hören würde, weil man normalerweise keinen Zugang zu allen Gruppierungen hat. Bei Jodel sind alle Stimmen gleich. Keine Stimme hat mehr Gewicht als die andere. Merkmale der Orientierung wie Identität, Bekanntheit oder Anzahl der Follower entfallen komplett. Die Anonymität wirkt natürlich auch inhaltlich in die Beiträge hinein und dadurch entstehen sehr authentische Posts. Und zuletzt ist der lokale Aspekt gerade bei Fragen oder örtlichen Ereignissen äußerst hilfreich.
Schade ist nur, dass Jodel im Moment vorwiegend von Studenten genutzt wird, und damit diese Potentiale nur sehr eingeschränkt wirksam werden. Aber vielleicht wird das ja noch! Von Twitter habe ich mir übrigens immer eine lokale Timeline gewünscht (aber leider nie bekommen).