11. Februar 2018

Neulich in der Straßenbahn stiegen irgendwann drei junge Frauen zu. Ich spielte gerade gelangweilt mit dem iPhone herum und widmete ihnen keine weitere Aufmerksamkeit. Dann hörte ich aber beiläufig den Satz „Ich hasse alle Menschen!“. Mit diesem unnachgiebigen Statement war mein Interesse geweckt und ich hörte der Sprecherin ein wenig zu. Es folgte der wohl zynischste Monolog, der mir je zu Ohren kam. Er war getragen von einer bitteren Ernsthaftigkeit und nüchternen Akzeptanz. Die Sprachfetzen überboten sich gegenseitig an Distopie als befänden sie sich in einem Wettbewerb der Trostlosigkeit. Alles wäre verloren, Liebe existiert nicht und die Kollegen auf der Arbeit sind alle Idioten. Die zwei anderen stimmten fortlaufend zu, die Rednerin schaute aus dem Fenster und schloss mit dem einleitenden Satz erneut ab, den sie aber noch mal extra betonte, „ich hasse alle Menschen!“

Wie man auch dazu stehen mag, ich kam nicht umhin, ihr Respekt zu zollen. Sauber Mädel, hab ich gedacht. Ich schätzte ihr Alter auf ungefähr Ende 20. Ich bin ja selbst auch ein bisschen ein Melancholiker, aber gegen diese drei Frauen kam ich mir beinah vor wie ein Clown. Ich bekam noch mit, dass die Mädels nicht ortskundig waren und an der Haltestelle Kunsthalle aussteigen wollten. Die Linie fuhr die Haltestelle Kunsthalle jedoch gar nicht an, was ich aber für mich behielt. Als die Straßenbahn die zur Kunsthalle nächstgelegene Haltestelle erreichte, gab ich meinen Reisebegleiterinnen ebenso keinen Hinweis. Die drei Frauen blieben sitzen und die Straßenbahn entfernte sich immer weiter von ihrem Ziel. Das war natürlich etwas gemein von mir, aber mir wäre es beinah wie ein Verbrechen vorgekommen, dieses Hohelied der Misanthropie durch Freundlichkeit zu stören.

4. Dezember 2018

28. Januar 2018

Einer der besten Sachen, die mir 2017 widerfahren sind, ist dass ich den Sushi für mich entdeckt hab!

Ich komm ja vom Dorf und aus einem landwirtschaftlichen Umfeld. Und was der Bauer nicht kennt… jedenfalls, die europäische und internationale Küche habe ich erst so richtig als Heranwachsender mit Führerschein kennengelernt. Zuhause war meistens Oma für das Kochen zuständig und es gab eigentlich immer Kartoffeln mit Irgendwas. Sushi kannte ich nur aus dem Fernsehen. Von Natur aus ist es auch so, dass ich unbekannten Dingen eher skeptisch gegenüber stehe. Deswegen habe ich Sushi die meiste Zeit auch gut Ding sein lassen.

Später im Rahmen meiner Berufsausbildung haben mich dann mal ein paar Azubis in so ein Sushi-Rondel-Imbiss-Dingsbums-Lokal mitgenommen und dort hatte ich meine erste Begegnung. Und diese Begegnung hat mir gar nicht gefallen. Schon allein die Sache mit den Stäbchen! Is halt schon umständlich. Geschmacklich ging es auch nicht richtig an mich. Ich konnte also die allgemeine Sushi-Begeisterung nicht richtig nachvollziehen und auf viele Jahre hinaus war das auch mein letzter Besuch in einem Sushi-Restaurant.

Eines meiner Projektteams auf der Arbeit geht in der Mittagspause leider total gerne Sushi essen. Da muss ich mich immer ausklinken. Mit meinen Geschwistern verhält es sich ähnlich. Wenn wir zusammen einkaufen sind, landen wir immer wieder in einem Sushi-Lokal. Da sitze ich dann meistens nur betrübt dabei (und träume von einer Pizza).

Illustration: 3 Sushis

Nun probiere ich seit einiger Zeit mit einer Freundin regelmäßig neue Restaurants aus. Und irgendwann hat sie dann auch ein Sushi-Restaurant vorgeschlagen. Irgendwie muss ich da nicht richtig hingehört haben, weil komischerweise habe ich zugesagt. Ja, was soll ich sagen, ich glaub, ich habe das ganze 2017 nicht so gut gegessen. Und damit wurde der Zugang geöffnet. Und seitdem bin ich ein bisschen Sushi-süchtig geworden (hab ja auch ein paar Jahre nachzuholen). Dafür verantwortlich ist übrigens das Staytion in Mannheim.

Im Dezember 2018 hat das Sushi-Restaurant im Staytion leider zugemacht. :-(
4. Februar 2019

23. Januar 2018

Vor ungefähr 10 Jahren gab es bei uns in der Familie ein sehr schönes Ritual. Die Gaststätte meiner Eltern hatte damals schon montags und dienstags geschlossen (Ruhetag). Deswegen habe ich meine Eltern immer dienstags abends nach der Arbeit besucht. Und weil ich das gemacht habe, hat das mein Bruder auch gemacht. Und weil ich und mein Bruder das gemacht haben, hat das meine Schwester auch gemacht. Und so entstand mehr oder weniger aus dem Zufall heraus jeden Dienstag ein regelmäßiger Familienabend.

Jede Woche bestellten wir uns Pizza, aßen gemeinsam im Wohnzimmer und brachten uns gegenseitig auf den aktuellen Stand. Nach dem Essen schauten wir dann zusammen Dr. House um 21:00 Uhr auf RTL. House war eine recht erfolgreiche Krankenhausserie über einen verschrobenen Arzt. Mit den heutigen Serien kaum noch vergleichbar. Die Serie war nach klassischer Machart, alle Folgen hatten die gleiche Struktur und die übergeordnete Geschichte entwickelte sich äußerst langsam. House sorgte indirekt dafür, dass unsere wöchentliche Convention so lange Bestand hatte, weil man irgendwann natürlich keine Folge verpassen wollte. Die Serie bildete zeitgleich Höhepunkt und Schlussakkord des Abends. Danach gingen wir wieder alle unser Wege.

Doctor House Logo

Nach ein paar Jahren hat sich das Ritual leider wieder ausgebürgert. Eigentlich schade! Ich erinnere mich gerne daran. Aber immerhin haben wir seit Kurzem einen monatlichen Sushi-Dienstag in der Verhandlung.

4. Dezember 2018

17. Januar 2018

Ich habe gerade eine Anfrage in der Personalabteilung zur Handhabung von Resturlaub, Überstunden und Mehrarbeit laufen. Von der Antwort ist abhängig wie ich die nächsten Monate plane vong Urlaub her. Die Antwort ist schon seit Wochen ausstehend und ich habe auch schon mehrmals einen Reminder geschickt. Das übliche Verfahren in Großunternehmen in solchen Fällen ist die Eskalation über die Vorgesetzten. Eskalation hat nichts mit Eskalation zu tun, sondern bewirkt das Anrufen einer höheren Hierarchiestufe zur Lösung eines Problems. Den richtigen Eskalationsweg durch die Hierarchie zu wählen und zu steuern ist auch eine Philosophie für sich. In diesem Fall überlege ich aber, mal etwas neues auszuprobieren.

Die für mich zuständige Personalerin ist nämlich im gleichen Dorf wie ich aufgewachsen. Das Dorf hat 750 Einwohner (damals eher noch ein paar weniger). Sie ist die Tochter der Bäckerin. Ihre Eltern genauso wie meine Eltern leben noch dort. Die Bäckerei hat aber schon vor Jahren aus Altersgründen geschlossen. Der Betrieb meiner Eltern existiert jedoch noch. Und seit Kurzem hilft die Mama jener Personalerin meiner Mama im Betrieb aus. Und jetzt überlege ich, ob ich nicht mal einen neuen Eskalationsweg ausprobieren soll und den Vorgang an meine Mama eskaliere, damit meine Mama mit deren Mama spricht. Unsere Mamas verstehen sich nämlich ziemlich gut. Und auf die Mama hört man ja auch in der Regel!

4. Dezember 2018

16. Januar 2018

Drei Tage vor Weihnachten habe ich in Frankfurt einen Podcast aufgenommen. Nach Frankfurt bin ich mit der Bahn gefahren. Ich hatte mir eine schnelle Verbindung gebucht und die Fahrt dauerte grad mal 45 Minuten. Zufällig hatte ich auch den neuen ICE4 „Angelina Jolie“ erwischt, worüber ich mich sehr freute. So kurz vor Weihnachten war natürlich recht viel Reiseverkehr und zahlreiche Leute fuhren an ihren Bestimmungsort. Im Zug beobachte ich die Passagiere mit ihren riesigen Rollkoffern auf der Suche nach einem geeigneten Abstellplatz. Die Größe dieser Rollkoffer schüchterte mich schon etwas ein, gleichzeitig fragte ich mich aber auch, wie haben die Leute nur all ihre Geschenke da reinbekommen?

Ich fahre immer erst an Heilig Abend am frühen Nachmittag zu meinen Eltern. Nach dem Frühstück packe ich gemütlich meine Sachen zusammen. Das ist eine längere Sache und dieses Jahr kamen dabei sieben Taschen raus.

  1. Tasche mit den Geschenken
  2. Eine weitere Tasche mit Geschenken
  3. Tasche mit schmutziger Wäsche
  4. Rollkoffer mit Klamotten und Kosmetikbeutel
  5. Notebook-Tasche
  6. Tasche mit Sachen zum Beschäftigen
  7. Meine Handtasche

Illustration: Sieben Taschen

Das bedeutet, 7 Taschen einräumen. 7 Taschen ans Auto schleppen. 7 Taschen ins Haus meiner Eltern tragen. 7 Taschen ausräumen. Nach 10 Tagen alles wieder Retour. Immerhin hat auf der Rückreise eine Tasche für „meine“ Geschenke gereicht. Die freigewordene Tasche habe ich dann aber auf dem Nachhauseweg für den Lebensmitteleinkauf benutzt. Außerdem habe ich mir noch eine Kiste Wein mitgenommen. Das heißt, 7 Taschen (und eine Kiste Wein) wieder ans Auto schleppen. 7 Taschen (und eine Kiste Wein) wieder in die Wohnung tragen. Und zuletzt die sieben Taschen wieder ausräumen (die Weinkiste wird einfach hingestellt). Während andere Leute mit einem Rollkoffer reisen (deren Größe mich einschüchtert).

4. Dezember 2018

13. Januar 2018

Im November habe ich meine Wohnung streichen lassen. Das Vorhaben war kurzfristig geplant und sollte die letzte große Aktion vor Weihnachten sein. Ich habe für die Arbeiten einen Fachmann engagiert. Um den Schmerz möglichst kurz zu halten, habe ich die ganze Wohnung für die Renovierung vorbereitet und bin danach für ein paar Tage ausgezogen, so dass der Handwerker freie Bahn hatte. Die Vorbereitung lag hauptsächlich darin, in jedem Raum meinen ganzen Besitz „in die Mitte“ zu schieben. Eigentlich habe ich keine große Wohnung, trotzdem war das ganz schön viel Arbeit. Am meisten Arbeit hat dabei überraschenderweise das Bücher-Regal gemacht.

Das Streichen selbst hat dann nur zwei Tage gedauert. Die anschließende Rückführung in den normalen Zustand hat fast drei Tage gebraucht und man war die Hälfte der Zeit eigentlich nur mit Putzen beschäftigt. Schließlich muss solche Gelegenheiten nutzen, um mal wieder hinter allen Ecken sauber zu machen. Insgesamt war die ganze Aktion aber in einer Woche erledigt. Auf der Arbeit erzählte ich einem Kollegen von dem häuslichen Tohuwabohu. Im Gespräch sagte er dann:

Kollege: „Du hast bestimmt vorher die Bücher im Regal fotografiert, um sie nach der Renovierung wieder 1:1 genauso hinzustellen.“
Marco: “Ja, natürlich!”
Kollege: „DAS WAR EIGENTLICH EIN WITZ!“ (haut sich vor Lachen weg)

Bücher auf dem Regal

4. Dezember 2018

11. Januar 2018

Und dann habe ich mit Mama überlegt, was wir an Silvester essen könnten. Letztes Jahr kochten wir zusammen ein Mehrgängemenü, aber dieses Jahr hatten wir beide irgendwie keine Lust, lange in der Küche zu stehen. Und dann hatte ich die Idee, wie wär’s, wenn wir Sushi bestellen. Und der Vorschlag fand sofort Anklang.

Das beste (mir bekannte) Sushi-Lokal in der näheren Umgebung ist das Koza in Haßloch.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Was dann passiert, steht in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Das Koza hat aber leider keine eigene Homepage, sondern nur ein Facebook Seite. Ich öffnete also Facebook und durchsuchte die letzten Posts, in der Hoffnung darauf einen Hinweis zu finden, ob das Restaurant an Silvester geöffnet hatte. Leider ohne Erfolg. Ich war gerade schon dabei innerlich zu akzeptieren, jetzt den Telefonhörer in die Hand nehmen zu müssen. Aber dann rutschte mir ein Hinweis von Facebook ins Auge. „Der Seitenbetreiber antwortet in der Regel innerhalb von ein paar Stunden.“ Also habe ich gedacht, probier ich doch gleich mal aus!

Ich öffnete den Facebook Messenger und schrieb:

Marco: „Hey Koza! Habta am 31.12. geöffnet? Würde gerne was bestellen (zum Abholen).“

(3 Stunden später)

Koza: Hamma! Gib durch!
Marco: Ist die Speisekarte im Internet irgendwo einsehbar?

(5 Minuten später)

*7mal Ping*
Koza: Hier!
(beigelegt waren 6 schiefe Schnappschüsse der Speisekarte, scheinbar mit dem Smartphone aufgenommen)
Marco: Danke! :-D

(Pluspunkt für Facebook)

Die Bestellung selbst über den Facebook Messenger abzugeben war mir allerdings dann doch zu neumodisch. Deswegen habe ich dann per Telefon insgesamt 72 Sushis zur Abholung bestellt. Als ich am Silvesterabend pünktlich das Lokal betrat, guckte mich das Personal jedoch mit großen Augen an.

„Argh! Wir dachten die Bestellung ist für 13:30 Uhr.“

(soviel zum Telefon)
(aber alles gut, musste dann halt etwas warten)

Soll ja noch Leute ohne Facebook geben, deswegen hier die Kontaktdaten vom Koza in Haßloch. ;-)

Telefon
06324 / 9117950

Adresse
Langgasse 18
67454 Haßloch

4. Dezember 2018

9. Januar 2018

Als ich an Weihnachten zu meinen Eltern gefahren bin, hatte ich zwei Bücher zum Lesen im Gepäck. Das erste Buch war Leere Herzen von Juli Zeh. Juli Zeh ging leider lange an mir vorbei. Letztes Jahr wurde ich aber dank Julia auf das Buch Unterleuten aufmerksam und war sehr davon angetan. Entsprechend hatte ich mich nun richtig auf Juli Zehs neuen Roman Leere Herzen gefreut. Das Buch habe ich dann zwischen den Jahren auch in einem Rutsch durchgelesen und war nicht weniger begeistert als von “Unterleuten”. Wenn ich einen Film, ein Comic oder ein Buch konsumiert habe, suche ich im Anschluss oft im Netz nach Rezensionen, um mein Empfinden mit dem Urteil der Welt abzugleichen. In diesem Fall warf mir Google als erstes den Artikel Gibt es noch Hoffnung in Dunkeldeutschland? von Zeit Online vor die Nase.

Gibt es noch Hoffnung in Dunkeldeutschland? (Zeit Online)

Sehr praktisch!
Unterwerfung von Michel Houellebecq war nämlich das zweite Buch, welches ich dabei hatte.

4. Dezember 2018

8. Januar 2018

Aus Spaß an der Freude habe ich nachstehend eine Liste von Wörtern in Deutsch und Englisch erstellt, die sich auf einem KFZ-Nummernschild in Ludwigshafen (LU) und Mannheim (MA) abbilden lassen.

KFZ-Kennzeichen Ludwigshafen

  • LU-CK
  • LU-CY
  • LU-FT
  • LU-IS
  • LU-KA
  • LU-KE
  • LU-LU
  • LU-NA
  • LU-MP
  • LU-PE
  • LU-PO
  • LU-ST
  • LU-TZ

KFZ-Kennzeichen Mannheim

  • MA-CH
  • MA-DE
  • MA-GD
  • MA-HL
  • MA-ID
  • MA-IK
  • MA-IN
  • MA-IL
  • MA-IS
  • MA-JA
  • MA-MA
  • MA-MI
  • MA-PS
  • MA-NN
  • MA-NY
  • MA-RC
  • MA-RS
  • MA-RX
  • MA-TE
  • MA-TT
  • MA-UL
  • MA-US
  • MA-XI
4. Dezember 2018

3. Januar 2018

Selbsthass spüre ich immer dann besonders intensiv, wenn ich mein Auto im Stadtteil nicht mehr finde. Früher auf dem Dorf stand mein Auto stets direkt vor der Haustür. In der Stadt hingegen steht es immer woanders. Und wie soll man sich den Parkplatz auch merken, wenn man das Auto in der Eile irgendwo abstellt, mit den Gedanken schon drei Sachen weiter ist und man das Auto erst drei Wochen später wieder braucht. Jedenfalls, gefühlt hab ich schon mehr Zeit mit der Suche nach dem eigenen Auto verbracht als im Stau zu stehen.

Vor ungefähr zwei Jahren habe ich mein Auto nachträglich mit einem Apple CarPlay-System ausrüsten lassen. CarPlay bringt quasi das iPhone ins Auto. Die Mittelkonsole wird zum Homescreen, man kann swipen und verschiedene Apps starten.

Screenshot: CarPlay Homescreen

Das klingt viel großartiger als es in Wirklichkeit ist. Im Wesentlichen kann man mit CarPlay navigieren, telefonieren und Musik, Hörbücher oder Podcasts hören. Und viel mehr kann man damit eigentlich auch nicht machen.

Eines meiner Lieblingsfeatures ist aber das Parken. Wenn man nämlich das Auto geparkt hat, wird der Standort des Autos automatisch in der Karten-App auf dem iPhone markiert. Die Betonung liegt hierbei auf automatisch, man muss dafür nämlich gar nichts machen. Der Standort wird markiert, sobald man das iPhone abzieht und aussteigt.

Screenshot: CarPlay Geparktes Auto

Seitdem habe ich nicht mehr mein Auto suchen müssen.
CarPlay sei Dank! :-)

4. Dezember 2018