Worte zählen

Als ich vor drei Tagen den Beitrag über die Funktionsweise von Schrittzählern schrieb, hatte ich folgenden Gedanken: Eigentlich würde mich die Anzahl meiner täglich gesprochenen Worte viel mehr interessieren.

Wie viele Worte spreche ich an einem normalen Tag? Wie viele Worte spreche ich durchschnittlich in einem Meeting? Wie viele Worte spreche morgens, wie viele abends? Wie viele Worte spreche ich mit diesen und jenen Freunden? Wie ist das Verhältnis zwischen meinen Worten und den Worten meines Gesprächspartners? Wie groß ist mein Sprachschatz? Und welche Worte benutze ich am meisten? Ich fände diese Information wahnsinnig interessant. Das wäre doch mal eine super Idee für eine App! Ein Wortzähler! Und eine iPhone App wollte ich auch schon immer mal programmieren.

Symbolische Illustration: Worte zählen

Damit ein Wortzähler funktioniert, muss er natürliche Sprache verstehen sowie den Sprecher erkennen. Was ist ein Wort, wo hört ein Wort auf und wo fängt das nächste Wort an? Die nötigen technischen Voraussetzungen sind eigentlich vorhanden und die Qualität der Spracherkennung von digitalen Assistenten wie Alexa und Siri hat inzwischen einen gewissen Reifegrad erreicht. Amazon und Apple gewähren Drittentwicklern mittlerweile auch Zugriff auf ihre Dienste, so dass man Spracherkennung und Transkription nicht mehr selbst programmieren muss. Das bedeutet, als Programmierer kann man diese Basistechnologien nutzen und sich voll auf die Umsetzung des Sprachbefehls konzentrieren.

Ich wärme mich an der Idee und fühle mich ein bisschen schwanger. Ich öffne Google und recherchiere bestimmte Details, um grob die technische Machbarkeit zu prüfen. Auf der iOS Plattform gibt es die Speach Recognition API, welche man zur Spracherkennung und Transkription nutzen kann. Dazu schickt man einen Tonschnipsel an einen zentralen Server und der Server liefert das fertige Transkript zurück. Hört sich gut an! Das bedeutet, ich selbst muss mich dann eigentlich nur noch um den Zähl-Algorithmus kümmern. In Gedanken habe ich schon die halbe App programmiert.

Als ich mich in die Details einlese, wird mir bewusst, dass es keine Möglichkeit gibt, ein gesprochenes Wort schon vorher lokal auf dem Endgerät zu erkennen. Die Übermittlung des aufgenommenen Audio an den zentralen Server zur Transkription ist obligatorisch. Das heißt, um die eigenen Worte vollständig zu zählen, müsste das iPhone rund um die Uhr seine Umgebung abhören und alles (!) in die Cloud schicken. Also DAS wäre schon arg spooky. Ich spinne den Gedanken weiter. Strenggenommen müsste man auch jedem Gesprächspartner erstmal eine Datenschutzerklärung zur Unterschrift vorlegen. Und wenn das Mikrofon fortlaufend Audio aufnimmt, und die Daten permanent ins Internet überträgt, dann wäre der Akku des Smartphones sicherlich nach einem halben Tag schon leer.

Google zu. Menno! Worte zählen hat sich im ersten Moment so einfach angehört. Ich verwerfe die Idee wieder. Aber trotzdem interessant, welche Implikationen es mit sich bringt, wenn man manche Dinge zu Ende denkt.

Über den Blogger
Marco Hitschler wohnt in Mannheim und schreibt auf diesem Blog beliebige Texte in das Internet hinein. Sein Handwerk ist die Informatik und beruflich arbeitet er im Projektmanagement. Wenn man einmal mit dem Bloggen angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Furchtbar! Infolgedessen wird auf diesem Blog ganz kunterbunt in verschiedenen Formaten publiziert.
2 Kommentare
  1. Stefan 3. April 2018

    Kehlkopf Mikrofon, das ist alles was du brauchst oder einen vergleichbaren Sensor für diesen Bereich da dort die Erfassung bezüglich Wortbildung am besten funktioniert.

    Bestimmt gibt es einen Algorithmus der dann jene Daten aus dem Sensor nutzen kann um daraus ein Muster zu bauen das wiederum sehr genau erkennen kann wo ein Wort anfängt und aufhört. Könnte mir das gut als „modisches Accessoire“ vorstellen in der Umsetzung, wobei dann auch das belauschen von anderen behoben wäre. Denn so würde das Gerät nur den/die jeweils eigenen Träger*Inn belauschen. ;-)

  2. marco 3. April 2018

    Ja, da gibt’s sicherlich noch andere Mittel und Wege, wie man das umsetzen kann. Aber dann uferts halt auch schnell aus, so dass Aufwand und Forschungsarbeit alle freien Räume beansprucht. So wichtig isses mir dann auch wieder nicht. Bloggen First. ;-)

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