Zimtwolke

  • 29. August 2018

    Mit 15 stand ich voll auf Guns N’Roses (jetzt isses raus). Das war ungefähr die Zeit als das Doppelalbum Use your Illusion erschienen ist. Mein Kinderzimmer war damals voller G N’F’N R’S-Poster und eine Zeit lang trug ich sogar ein rotes Band um die Haare. Rückwirkend ist das natürlich alles äußerst peinlich und ich würde dieses Kapitel am Liebsten aus meinem Leben streichen.

    Guns N’Roses war nach meinem Empfinden die letzte echte Rock N’Roll-Band. Richtig schön mit fortlaufenden Skandalen rund um die Uhr. Im Jahr 1993 hatte ich es zum Glück noch geschafft, die Band live in Frankfurt zu sehen. Das war mein erstes Konzert und dafür hatte ich extra die Schule geschwänzt. Die damalige Besetzung der Band löste sich dann ungefähr 1994 auf und seitdem herrschte bei Guns N’ Roses ein ständiges Kommen und Gehen. Zwar wurde auch ein neues Album angekündigt, welches aber nie erschienen ist. Aus dem Umfeld der Gruppe wurden Presseanfragen, ob es nicht irgendwann vielleicht doch wieder einen Neustart mit der originalen Besetzung geben könnte, mit den Worten „Nicht in diesem Leben!“ beantwortet. Und als niemand mehr daran glaubte, kam das angekündigte Album dann tatsächlich 2008 auf dem Markt. Chinese Democracy brach jedoch mit der bisherigen Stilrichtung und ging mehr in die Richtung von Industrial Rock. Die Presse hat es fast durchgängig zerrissen. Ich bin da nicht ganz so streng und halte es für ein bisschen unterbewertet.

    2016 wurde dann völlig unerwartet eine Tournee mit der Originalbesetzung angekündigt. Im Rahmen dieser Tournee wurde sogar ein Konzert in Mannheim geplant. 1991 war Guns N’Roses schon einmal in Mannheim zu Besuch. Damals brach Guns N’Roses mitten im Programm das Konzert ab und die Lage im Publikum drohte beinah zu eskalieren. Nach 2 Stunden Pause wurde das Konzert zwar fortgesetzt, aber einen Tag später hat Izzy Stradlin den Ausstieg aus der Band verkündet. All das liegt ewig zurück und es war ein ganz anderes Leben. Heute bin ich für Konzerte eigentlich nicht mehr so zu haben, dennoch wollte ich mir diese Zeitreise nicht nehmen lassen. Bevor ich mir die Konzertkarten selbst kaufen konnte, haben mir aber meine Geschwister die Karten zu Weihnachten geschenkt.

    Und dann war es irgendwann soweit. Das Konzert fand am 24. Juni 2018 auf dem Mannheimer Maimarktgelände statt (ein Sonntag). Wenn man tagsüber durch die Stadt spazierte, konnte man immer mal wieder aus irgendwelchen Ecken Guns N’ Roses hören. Als würde sich die ganze Stadt auf das anstehende Konzert einstimmen. Den halben Nachmittag habe ich mit der Frage verbracht, was zieht man eigentlich heutzutage auf einem Konzert an? Was übrigens total süß war, gefühlte 90% der Konzertbesucher hatten ihre Guns N’ Roses T-Shirts von damals hervorgekramt. Die Straßenbahnlinie zum Mannheimer Maimarkgelände fährt an meiner Wohnung vorbei und es hat ewig gedauert bis eine Bahn kam, in die ich kleiner Einzelmensch noch hineingepasst habe. Alles hat sich wie Urlaub angefühlt. Die Sonne schien, die Stimmung war ausgelassen und alle freuten sich auf das Konzert.

    Guns N' Roses - Not in this Lifetime - Mannheim 2018

    Und das Konzert war grandios! Selbst auf Twitter waren sich da ausnahmsweise alle einig. Ich musste den Abend über ständig mit den Tränen kämpfen, weil so viele Erinnerungen aus meiner Jugend zurück kamen. Ich hatte mit 2 Stunden Spielzeit gerechnet, aber das Konzert hörte irgendwie gar nicht mehr auf und Guns N’Roses spielten unglaubliche 190 Minuten. Es war ein wunderbarer Abend und das Konzert endete mit einem Feuerwerk.

  • 27. August 2018

    Ich weiß zwar nicht warum, aber ich habe euch hier mal ein Kreuzworträtsel erstellt.
    Teste dein Batman-Wissen!
    Und los gehts!

    Batman Kreuzworträtsel

    Damit niemand schummelt, verlinke ich die Lösung erst ein paar Tage später! :-P

  • 26. August 2018

    Ich werde regelmäßig von Call Centern angerufen, die mir entweder irgendwelche sinnlosen Produkte verkaufen wollen oder Gewinnmitteilungen aus Glücksspielen aussprechen, an denen ich nicht teilgenommen habe.

    Meistens nehme ich diese Gespräche gar nicht erst an, sondern drücke die Anrufe einfach weg (irgendwann hat man ein Gespür für die Nummern). Wenn man aber die Anrufe wegdrückt, probieren es die Call Center Agents tatsächlich erneut, mitunter sogar zweimal am Tag und das ganze manchmal auch ein paar Tage hintereinander. Das kann richtig an die Nerven gehen und hier wird eindeutig eine Grenze überschritten. Deswegen blockiere ich die Nummern mittlerweile über eine Blacklist auf meinem Smartphone. Das klappt auch ganz gut und dem Telefonterror ist schnell ein Ende gesetzt. Da sich die Endstellen aber immer mal wieder ändern, bleibt die Problematik der unerwünschten Werbeanrufe trotzdem akut.

    Illustration Call Center Agents

    Eigentlich war ich bislang der Annahme, wenn diese Call Center auch nach längerer Zeit keinen telefonischen Kontakt herstellen können, würde mein Datensatz sicherlich irgendwann gelöscht. Es macht ja auch keinen Sinn, fortlaufend jemanden anzurufen, der nicht abnimmt. Denkste! Ich hab nun seit gut drei Jahren keinen einzigen Werbeanruf mehr angenommen und trotzdem werde ich immer wieder von den gleichen Call Centern angerufen.

    Das überrascht mich sehr. Es ist ziemlich beeindruckend, wie diese Unternehmen ihre Ressourcen verschwenden. Aus reiner Selbsterhaltung heraus müsste doch so ein Call Center ein hohes Interesse an einer „sauberen“ Datenbank haben. Menschliche Arbeit ist teuer und tote Datensätze anzurufen ist herausgeschmissenes Geld. Aber vielleicht denke ich da schon wieder zu optimistisch und am anderen Ende der Leitung sitzt die ganze Zeit kein Mensch, sondern ein Computer. Aber auch solche Ressourcen kosten auch Geld.

  • 22. August 2018

    Besonders auf Twitter hört man immer wieder die Aussage „Ich habe keinen Fernseher!“
    Komischerweise gucken die gleichen Leute auf Netflix Serien bis zum Umfallen.

    Fernseher Netflix

    Ich selbst habe übrigens noch nie einen Fernseher besessen. Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass ich wenig fernsehe. Über Notebook und Tablet schaut es sich nämlich alleine recht angenehm. Letztlich ist Streaming aber auch nichts anderes als eine zeitgemäßere Variante von Fernsehen. Nebenbei bemerkt, in meiner Jugend fand ich es immer ziemlich uncool, dass meine Eltern abends im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen.

  • 20. August 2018

    Mein Papa schaut total gerne James Bond. Insgesamt gibt es mittlerweile 24 James Bond Filme. Ich glaube, er hat jeden einzelnen bestimmt schon hundertmal gesehen und schaut sie trotzdem immer wieder. Man mag es nicht glauben, wie oft diese Filme im Fernsehen laufen. Im Alltag ist das voll praktisch, da kann man Papa einfach vor den Fernseher setzen und es ist Ruhe im Haus und niemand nervt rum und hält die Leute vom Arbeiten ab. Als der letzte James Bond im Kino anlief, wurde extra ein kleiner Betriebsausflug gemacht. Und wenn wir „Kinder“ manchmal einen Science-Fiction Film schauen, sagt Papa oft, „das ist alles so utopisch, können wir nicht was normales, realistisches gucken?“ (007, really?)

    James Bond Intro

    In Gedanken versuche ich manchmal, diesen Sachverhalt in meine Zukunft zu übersetzen. Ob man will oder nicht, wir werden im Alter alle ein kleines Stück weit wie unsere Eltern; da mache ich mir gar keine Illusionen.

    „Oh! Heute Abend läuft Infinity War!“ (30 mal gesehen)
    „Hurra! Morgen kommt Dark Knight Rises!“ (70 mal gesehen)
    „Geil! Nächste Woche kommt Thor Ragnarok!“ (50 mal gesehen)

  • 31. Juli 2018

    Gestern hab ich mal wieder so eine Idee gehabt. Könnt ihr euch noch an Google Glass erinnern? Das war eine ziemliche Innovation, welche aber seiner Zeit weit voraus war und viele neue, technische sowie gesellschaftlicher, Fragen aufwarf. Die Google Glass war eine neue Art von Wearable und übertrug klassische Features eines Smartphones auf eine Brille. Man erhielt Notifications oder Wegbeschreibungen direkt ins eigene Sichtfeld hinein, man konnte Fotos genau so machen, wie man gerade die Welt sah, und die Brille über Sprache oder Augenzwinkern bedienen.

    Letztendlich hat man bei der Google Glass aber leider wieder den üblichen Fehler gemacht, indem man Funktionen einer bekannten Produktkategorie (dem Smartphone) auf eine neue Produktkategorie (der Brille) übertrug. So funktioniert das aber nicht, wie man anfangs auch an der Apple Watch beobachten konnte. Ich finde ja, wenn man einen Schritt zurück gehen und nur den eigentlichen Zweck einer Brille digitalisieren würde, wäre das schon eine unglaubliche und eigentlich sogar viel größere Innovation.

    Was macht eine Brille? Für den Träger vergrößert eine Brille das, was man sieht. Und wenn man genau diesen Mechanismus digital abbilden würde, also das Sichtfeld mit einer hochauflösenden Kamera aufnimmt und pixelfrei auf ein Brillenglas projiziert, entstünden damit völlig neue Möglichkeiten.

    Durch die Digitalisierung wäre der Vergrößerungsgrad nämlich dynamisch skalierbar (durch Einstellungen anpassbar). Dadurch könnte die Zoomstufe mit dem eigenen Alter mitwachsen und man müsste sich nicht mehr alle Nas lang, neue Gläser anfertigen lassen. Zusätzliche Lese- oder Sonnenbrillen sind obsolet. Diese Anwendungsfälle wären mit der Hauptbrille abgedeckt, indem man einfach die entsprechende Einstellung aktiviert. Die Brille könnte sich abhängig von Tages- und Jahreszeit verdunkeln oder erhellen. Und sich genau so justieren, wie es der Träger in jenem Moment braucht. Ein weiteres Feaure wären Farbfilter, welche gewisse Farbnuancen verstärken oder abschwächen, beispielsweise für Leute mit Rot-Grün-Blindheit. Die Brille könnte auch spielerische Funktionen mitbringen, welche graue Städte für Frohnaturen einfärbt. Oder das Gegenteil bewirken, und Melancholiker mit einer schönen Schwarzweiß-Sicht auf die Welt bedienen.

    Das wäre doch mal was!

  • 21. Juli 2018

    Weil ich mit zwei linken Händen gesegnet bin (oder weil mir Papa als Kind immer gesagt hat, dass ich zwei linke Hände hab), bleibt mir nichts anderes übrig als Handwerker-Leistungen extern zu beschaffen. Über die Jahre ist da ganz schön was zusammen gekommen und ich hatte jetzt schon so einige Handwerker im Haus. Ständig ist etwas zu reparieren. Mal ist im Bad was kaputt, mal auf der Terrasse, mal in der Küche. Ich bin immer recht beeindruckt, wie sich die Kommunikation mit den Betrieben gestaltet und über die Art und Weise, wie die Männer ihre Aufgaben so angehen. Der kulturelle Unterschied zwischen Büroberufen und handwerklichen Berufen ist jedenfalls gewaltig. Eine Sache ist besonders interessant und bei allen Handwerkern gleich. Wenn die Männer ankommen und den Gegenstand der Betrachtung inspizieren, folgt nach kurzer Zeit ganz automatisch nachstehender Dialog.

    Handwerker: *guckt skeptisch*
    Marco: *was das wohl bedeutet?*
    Handwerker: Wer hatn das so installiert?
    Marco: Weiß nicht. Das war schon so.
    Handwerker: Das ist alles murks! So macht man das nicht. Das hätte man so und so machen müssen. [minutenlanges Geschelte]

  • 19. Juli 2018

    Könnt ihr euch noch an Sofia aus der Finanzabteilung erinnern? Sofia und ich entwickelten mit der Zeit ein recht inniges Verhältnis zueinander. Und wir beide freuten uns immer sehr, wenn sich eine Gelegenheit für Begegnung ankündigte. Geschwängert hat sie dann aber jemand anderes und bald darauf ging sie in Mutterschutz und Elternzeit.

    Mittlerweile arbeitet Sofia in Teilzeit in einem anderen Umfeld und deswegen hatten wir eigentlich keinen richtigen Kontakt mehr. Als ich letzte Woche zum Dienstschluss auf dem Smartphone die Liste der entgangenen Anrufe durchging, hatte ich überraschenderweise auch einen Anruf von Sofia. Ich machte ein Mail auf und schrieb:

    “Hast du mich heute angerufen oder hab ich das nur geträumt?”

    Sie antwortete am nächsten Tag:

    “Oh…. so sweet!”

    Und dann war ich ganz verwirrt und hab gedacht, was bedeutet denn das jetzt? Jedenfalls, einen richtigen Reim konnte ich mir darauf nicht machen.

    Leider konnte ich wegen dem täglichen Termin an Termin nicht gleich zurückrufen. Wieder einen Tag später, ich saß gerade arbeitend am Notebook, klingelte mein Smartphone. Das Gerät zeigte das Bild von Sofia. Ich nahm ab und sprach direkt los.

    “Sofia? Kleiner Moment, muss noch kurz meine Bluetooth-Kopfhörer koppeln.”

    Es antwortete ein Mann:

    “Sofia? Äh… hier spricht Tobias!”

    (So peinlich. Tobias hatte damals ihre Telefonnummer übernommen und ich hatte den Eintrag in den Kontakten nicht aktualisiert.)

  • 17. Juli 2018

    Und dann lag ich gerade nach einem langen Arbeitstag müde auf der Couch und schaute die letzte Folge einer Netflix Serie auf dem iPad. Plötzlich ging das Bild weg und ein Anruf von Mama kam rein. Reflexartig hätte ich den Anruf beinah weggedrückt. Es war schon nach 10 und zu dieser Uhrzeit bedeutet ein Anruf selten etwas Gutes. Ich nahm ab und Mama sagte:

    „Marco, die Polizei hat angerufen.
    Du sollst dein Auto wegfahren, weil die da ein Loch bohren wollen.“

    WHAT?!?!?!?!

    Ich zog meinen Schlüssel von der Innentür der Wohnung, musste aber erst mal im iPhone schauen, wo mein Auto überhaupt steht (es stand quasi 10 Meter von der Haustür entfernt). Bevor ich die Wohnung verließ, dachte ich kurz darüber nach, ob ich überhaupt noch fahren kann, weil ich schon ein Glas Wein getrunken hatte. An meinem Auto begrüßte mich eine Minute später der städtische Energieversorger. Der ganze benachbarte Häuserblock lag im Dunkeln und hatte keinen Strom. Das defekte Stromkabel war genau an der Stelle verlegt, wo mein Auto geparkt war. Nachdem ich das Auto umgeparkt hatte, begann das Einsatzteam die Straße abzusperren und mitten in der Nacht noch ein Loch zu bohren (dafür ist extra ein Saugbagger angerückt).

    Mama berichtete später, dass sie anfangs den Polizisten gar nicht ernst genommen hatte („Und das ist wirklich kein Anruf von der versteckten Kamera?“). In Gedanken stelle ich mir vor, wie ein Polizist auf der Dienststelle das Telefonbuch aufmacht, um die Nummer des Fahrzeughalters heraus zu finden. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht, mein Auto umzumelden. Ich hatte mir den Lupo kurz vor dem Auszug von meinen Eltern gekauft (so alt ist mein Auto). Interessant auch, was für Hebel in Bewegung gesetzt werden, wenn mal der Strom fehlt.

  • 14. Juli 2018

    Wegen einer größeren Initiative habe ich derzeit ein Projektbüro in einer Außenstelle. Das Projektbüro besteht aus zwei Zimmern. Ein Hauptzimmer und ein Nebenzimmer. Beide Zimmer sind miteinander durch eine Tür verbunden. Das Büro befindet sich im 8. Stock.

    Als ich letztens aus dem Fahrstuhl trat und in den Flur lief, sah ich beiläufig eine mir unbekannte Person im Nebenzimmer sitzen. Wasn das jetzt, hab ich gedacht? Als ich dann das Nebenzimmer betrat, war das schon eine komische Situation.

    Ich: „Äh, wer sind Sie und was machen Sie hier?“
    Unbekannte Person: (guckt komisch)„Ich bin der soundso und ich arbeite?!?!? Ich gehöre zum Projekt ABC.“
    Ich: „Der Raum gehört zum Projekt XYZ. Projekt ABC ist gegenüber.“
    Unbekannte Person: „Das Zimmer wurde gestern auch noch dem Projekt ABC zugeteilt.“

    Ich ging zurück in den Flur und tatsächlich, das Türschild wurde ausgewechselt und darauf stand „Projekt ABC“. Ich war an diesem Tag schon so schlecht gelaunt, aber jetzt hatte ich richtig schlechte Laune.

    Mail auf, Adressat Facility Management, Text: „Tut mir leid, aber jetzt muss ich mich mal richtig aufregen …. also das geht ja überhaupt nicht, ohne Rücksprache und überhaupt!“ Zurück kam dann eine Abwesenheitsnotification des zuständigen Bearbeiters. Super!

    Aber zwei Wochen später erhielt ich darauf tatsächlich noch eine Antwort und die Antwort lautete wie folgt: „Tut uns sehr leid. Das war ein Versehen. Der Handwerker hat die Zimmernummer verwechselt und damit die falschen Türschilder austauscht.“