Zimtwolke

  • 31. Oktober 2014

    Maria macht mir jeden Morgen einen Kaffee.

    Wenn meine Straßenbahn am Hauptbahnhof ankommt, steige ich aus und springe kurz in den Hauptbahnhof rein, um mir einen Latte Macchiato to Go zu holen. Springen ist gut, meistens bin ich ganz schön verschlafen und langsam unterwegs, obwohl es meistens schon sehr spät ist.

    Theoretisch ist das unsinnig, weil ich Kaffee auch auf der Arbeit bekomme und der Restweg nur noch ein paar Minuten beträgt. Aber irgendwie hat sich dieses Ritual in der Vergangenheit irgendwann mal eingebürgert. Warum, das weiß ich nicht mehr.

    Im Coffee Shop ist immer total interessantes Publikum. Ich schaue mir gerne unauffällig die Leute an, während ich in der Schlange warte. Außerdem ist da Maria. Maria strahlt immer und lacht, jeden Morgen. Lässt sich auch von meiner oft schlechten Laune nicht beeindrucken.

    Wir wechseln meist nur ein paar Worte. Sie achtet immer darauf, dass, wenn andere Mitarbeiter mich bedienen, sie mir einen Rabatt einräumen, weil ich selbst den Rabatt nie einfordere. Wenn sie etwas belastet oder sie unter Stress geht, was nicht oft vorkommt, ist das richtig augenfällig. Unausgesprochen wünsche ich ihr dann immer alles Gute in Gedanken.

    Jetzt hat Maria erst einmal drei Wochen Urlaub. Sie macht eine Reise und war heute schon voller Vorfreude. Ich freu mich mit, auch wenn mir dafür die nächsten Wochen jemand anderes den Kaffee machen wird.

  • 30. Oktober 2014

    Beruflich arbeite ich als IT Project Manager (der nach Zimt duftet). Im Projekt Management gibt es nun das Konzept des Quality Gates. Das bedeutet, wenn ein Projekt einen wichtigen Meilenstein erreicht und in eine neue Phase eintritt, muss es einen Checkpoint durchlaufen.

    Das ist quasi wie ein kleiner Audit, in dem das Projekt geprüft wird. Fällt das Projekt durch diese Prüfung, darf man nicht über die Brücke in die nächste Phase gehen. Es ist eine präventive Maßnahme, um Probleme in der kommenden Phase zu vermeiden. Soweit die Theorie und ich finde das eigentlich ganz gut.

    Strenggenommen wird aber eigentlich gar nicht das Projekt geprüft, sondern der verantwortliche Project Manager. Sind die Ampel rot, gibt es Schimpfe und nervige Aufmerksamkeit. Das Ganze ist natürlich auch ziemlich aufwändig. Da kann man schon einige Project Quality Manager damit beschäftigen, was ja auch wieder doof ist (weil kostet Geld). Deswegen hat man nun bei uns im Haus den Prozess auf Self-Assessment umgestellt. Das bedeutet, der Project Manager prüft sein Projekt selbst. Für den Project Manager ist dies natürlich äußerst praktisch!

    Meine Projekte werden aber weiterhin alle zentral vom Project Quality Management geprüft. Nicht, weil sie so schlecht laufen würden und deswegen besondere Aufmerksamkeit bedürfen. Nein, einfach nur darum, weil ich mich mit der Project Quality Managerin total gut verstehe. Eine Stunde zusammen rumalbern, das macht einfach Spaß, darauf will man ungern verzichten.

  • 29. Oktober 2014

    Theoretisch mache ich alles gern. Ich mache gerne Haushalt (Ordnung ist das halbe Leben), ich liebe es zu putzen (weil es sich danach einfach gut anfühlt) und ich hänge gerne Wäsche auf (total entspannend). Ich koche gerne (sich selbst etwas gutes tun), ich tue gerne Sachen erledigen (das macht frei) und aufräumen (ich liebe aufräumen). Eigentlich gibt es nur ganz wenige Dinge, die ich nicht so gerne mache.

    Praktisch ist das alles anders, oft nur Belastung und Programm. Weil eine einzige Sache durch ihre Abwesenheit alles kaputt macht. Und das ist die Zeit. Weil ein Tag nur 24 Stunden hat und sich alle Dinge so sehr konzentrieren. Weil wir irgendwie zu doof sind, die richtige Menge in den Tag reinzupacken. Also genau die Menge, die wir verkraften.

    Deswegen muss man andauernd ordentlich Tempo machen und sollte dabei nicht einschlafen. Man ist nie bei einer Sache, sondern gedanklich immer schon an der Nächsten. Am Ende entsteht Stress im Endlosband und all die tollen Sachen machen gar keinen Spaß mehr.

  • 26. Oktober 2014

    Die Temperaturen sind gesunken, die Tage sind kürzer geworden und die Uhr ist auch schon umgestellt. Sogar Weihnachten ist mittlerweile sehr beständig in den Trending Topics auf Twitter zu finden.

    Im November beginnen langsam abzubremsen! Nicht erst an Heilig Abend oder zwei Tage davor (das klappt sowieso nicht). Nicht erst im Dezember (da sollte im BestCase schon alles entschleunigt sein). Das eigentliche Weihnachten ist die Vorweihnachtszeit. Lauter Tage voller Freude und warmem Gefühl im Bauch.

    Deswegen jetzt schon bremsen.
    Und den Bremsweg miteinberechnen!

  • 23. Oktober 2014

    Eskalation ist für mich persönlich echt zu einem Unwort geworden. Wenn etwas eskaliert, dann gerät es bekanntlich außer Kontrolle und alles kommt ganz ganz schlimm. Im Projekt Management hat dieses Wort allerdings eine andere Bedeutung. Dort eskalieren die Dinge nicht aus sich selbst heraus, sondern werden gezielt in diesen Zustand überführt.

    Eskalation bedeutet „das sag ich meinem Chef“. Letztlich geht es darum, dass einer von einem anderen etwas haben will, aber nicht bekommt (wenn ich etwas möchte, aber nicht bekomme, gefällt mir das natürlich auch nicht). Wenn die Eskalation dann ausgelöst wurde, hat man erst mal Arbeit.

    Der Chef ruft den ChefChef an, der ruft den ChefChefChef an, der ruft seinen Kollegen an und dort geht es die Organisation wieder herunter. Unten angekommen, geht das gleiche Spiel von vorne los, nur andersrum. Das geht dann ein paar Mal hin und her (in der Regel wird man sich so auch nicht einig) und heraus kommt am Ende nichts.

    Wenn ich davon selbst nicht betroffen bin, finde ich das Theater eigentlich lustig. Wenn ich betroffen bin, nervt mich das total ab. Die Mama rufen, das kann echt jeder. Aber Konflikte und Probleme selbstständig lösen, das können die wenigsten.

  • 22. Oktober 2014

    Ich habe gerade eine ziemlich gute Performance. Zumindest tagsüber. Abends bin ich dann aber auch in der Konsequenz ziemlich erschöpft und obwohl da noch Zeit ist, die man mit etwas ausfüllen könnte, ist mir das nicht mehr möglich. Normalerweise habe ich abends noch richtige kreative Spitzen, die aber gerade verloren gehen. Wenn man nun also den Output des ganzen Tages betrachtet, bringt mir die High-Performance in Summe eigentlich gar nichts, weil absolutes Underachievement am Abend.

  • 21. Oktober 2014

    Bin ich jetzt eigentlich schon Tagebuch-Blogger? Ich fühle mich jedenfalls schon ein bisschen wie Frau Novemberregen. Die letzten drei Wochen habe ich fast täglich auf Ello einen Beitrag geschrieben. Anfangs hat mich Ello eigentlich gar nicht interessiert. Mittlerweile ist meine Lust auf neue Dinge irgendwie begrenzt. Ich bin zufrieden und es fehlt mir nichts.

    Aber dann haben die Kasper drüben auf Twitter einfach nicht aufgehört über Ello zu reden. In einem schwachen Moment habe ich wohl gedacht, ach was soll’s, anschauen tut ja nicht weh. Und die Plattform hat mich dann im Guten überrascht. Wann hat man das schon? Schöne Überraschungen sind selten.

    Zu Beginn wusste ich natürlich nicht, was ich auf Ello überhaupt anstellen soll. Ich wollte nicht das gleiche Zeug wie auf meinem Blog oder Twitter posten, das wäre schließlich langweilig. Letztlich hab ich dann einfach mal losgeschrieben, im Vertrauen darauf, die Antwort wird schon kommen.

    Dadurch hat sich für mich ein ganz neues Format entwickelt. Es gab Mikro auf Twitter und es gab XXL in meinem Blog. Aber dieses MID-SIZE ist noch mal etwas ganz anders. Es hat seinen eigenen Charme und es hat seine eigene Botschaft.

    Die Texte auf Ello sind mittlerweile ins eigene Blog gewandert.
  • 19. Oktober 2014

    In meinem Bad hängt neben dem Waschbecken immer ein gelbes Handtuch. Das Bad ist der hellste Raum in meiner Wohnung, obwohl das Bad im Vergleich zu den anderen Räumen das kleinste Fenster hat. Zur gleichen Zeit ist es komischerweise der kälteste Raum. In der Konsequenz trocken leider diese gelben Handtücher neben dem Waschbecken nicht so gut.

    Also muss ich das gelbe Handtuch oft austauschen, sonst wird es muffig. Das Bad ist nicht klein, aber auch nicht groß. Und im Moment strukturell so eingerichtet, dass ein richtiger Schrank schon etwas stören würde. Deswegen liegen die gewaschenen gelben Handtücher im großen Schlafzimmerschrank. Wenn ich ein Handtuch wechsle, muss ich also immer ins Schlafzimmer zum großen Schlafzimmerschrank gehen.

    Das ist aber noch nicht alles. Im großen Schlafzimmerschrank lagen die gelben Handtücher bisher immer im sechsten Fach. Mit meiner Körpergröße verhält es sich nun so ähnlich wie mit der Größe des Bads. Ich bin nicht groß, aber auch nicht klein. Jedenfalls komm ich an das sechste Fach nicht so gut ran. Ich muss mich strecken. Strecken kann ab und an schon mal anstrengend sein. Wenn ich zum Strecken zu müde bin, hole ich mir immer einen Tritt.

    Ganz schön kompliziert alles. Letztens habe ich dann gedacht, so kompliziert müsste das alles doch gar nicht sein. Wenn man die gelben Handtücher ins fünfte Fach des großen Schlafzimmerschranks legen würde, wäre alles viel einfacher. Und so hab ich dann das auch gemacht und fühle mich jetzt richtig wie ein Held.

  • 18. Oktober 2014

    Unsere Systeme sind ja sowas von verletzlich. Ein bisschen Streik, ein bisschen Stromausfall, ein bisschen Schnee, ein bisschen #Unwetter und schon funktioniert hier gar nichts mehr. Super Systeme! Überall nur noch nur Chaos. Aber ich mag das! Was vorher sortiert war, ist nun komplett durcheinander.

  • 17. Oktober 2014

    Wenn man so in das Internet hinein schreibt, dreht sich die Welt erst einmal ganz normal weiter. Aber irgendwann beginnt das Internet zurückzuschreiben und das ist dann etwas ganz wunderbares. Und dieses Internet, das bist du!

    Aber ich bin auch das Internet. Und ich mache das wie im echten Leben. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann nichts beitragen, dann halte ich lieber den Mund und genieße im Stillen. Wenn ich aber das Gefühl habe, ich kann ein fehlendes Stück ergänzen, dann schreibe ich einen Kommentar unter den Blogpost.

    Zudem habe ich ja selbst auch ein Blog und freue mich über Kommentare. Was man sich selbst wünscht, muss man auch selbst zu geben bereit sein (wie in der Liebe). Sonst wäre das ja irgendwie egoistisch (wäre also keine Liebe).

    Ich gebe mir beim Kommentieren eigentlich immer sehr viel Mühe (also Blut, Schweiß und Tränen, is klar). Und wenn dann mal die eigenen Gedanken verteilt sind, würde ich manchmal auch gerne wissen, was damit passiert ist (schließlich sind Gedanken wie ein Virus).

    Das Schönste, was passieren kann, ist Kommunikation (also wenn der Blogger auf den Kommentar antwortet). Blöd nur, wenn diese Kommunikation ungelesen im Universum verpufft, weil viele Blogs keine Notifications für Kommentare anbieten. Sehr schade! Ich habe leider ganz wenige Blogs so lieb, dass ich später extra noch mal zurück surfe und gucke, ob das Internet rückkoppelt.