Update of the Future

Ich will gar nicht daran denken, wie viel Zeit ich in meinem Leben schon mit Updates verplempert habe. Update hier, Update da, Update dort. Manchmal traut man sich gar nicht mehr richtig, ein Programm aufzumachen. Furchtbar! Diese Lebenszeit erhält man ja nicht zurück. Die ist einfach so weg. Verschwunden im Universum, auf Nimmerwiedersehen. Aber deswegen kann man ja nicht einfach keine Updates mehr machen. Updates sind schließlich wichtig. Das Update schließt kritische Sicherheitslücken, korrigiert Fehler und oft kommen, so mir nichts dir nichts, auch neue Funktion hinzu. Eigentlich ja total gut! Wenn es nur nicht so nervig wäre!

Auto Update

Das hat alles mit dem Internet angefangen. Plötzlich gab es die dringende Notwendigkeit, Sicherheitslücken zu schließen. Weil schlagartig alles mit allem vernetzt war, die Daten immer privater wurden und es so viele Bösewichte gab. Jetzt war es aber so, jeder hat sich für das Internet interessiert, aber niemand hat sich für die Updates interessiert. Und weil sich niemand für Updates interessierte, hat auch niemand Updates gemacht. Was ein Problem war, weil die Angriffe der Hacker immer schwerwiegender wurden. Deswegen sind ein paar ganz schlaue Leute in sich gegangen und haben sich gefragt, wie bekommen wir die User nur dazu, brav ihre Updates einzuspielen?

Update: MacOS AppStore

Und dann hat wohl jemand gesagt, lass mal automatische Updates erfinden. Aber das Update war eigentlich gar nicht automatisch. Die Programme haben nur automatisch nachgeguckt, ob’s ein neues Update gab. Oder die Programme haben die Updates automatisch herunter geladen. Manchmal haben die Programme auch kein Update herunter geladen, sondern ein weiteres Programm, welches dann das Update herunter geladen hat (was ich bis heute nicht kapiert hat). Installieren musste man den ganzen Scheiß aber in der Regel immer selber. Der Updater selbst musste natürlich auch wieder aktualisiert werden. Und seitdem haben wir den Salat und werden ständig von Updates genervt.

Update: Mindjet MindManager

Mittlerweile sind sogar die Software-Hersteller genervt, von ihren eigenen Updates. Dauernd müssen die ein Update bauen, Update testen, den Rollout vorbereiten und die ganze Administration außenrum. Den Administratoren auf Kundenseite geht es auch nicht besser, Update downloaden, Update testen, Rollout vorbereiten und die ganze Administration außenrum. Was hat man sich da nur eingebrockt? Einmal im Monat hat Frau schlechte Laune und genauso hat man es dann auch mit den Updates gemacht. Große Firmen wie Microsoft und Adobe sammeln inzwischen ihre Updates und hauen alle zusammen einmal im Monat raus.

Jugend

Beiläufig sei die Frage erlaubt, warum Programme im Allgemeinen eigentlich so fehlerhaft sind. Testen die Programmierer ihre Algorithmen überhaupt? Böse Zungen sagen, die Unternehmen haben die Tests einfach an die Kundschaft ausgelagert (um Kosten zu sparen). Andere Leute meinen, der IT-Industrie steckt noch in der Jugend und es mangelt an Reife und industrieller Fertigung. Ich glaube, beides ist falsch. Die Möbelindustrie, die Bauindustrie, die Lebensmittelindustrie und alle anderen Industrien auch, die liefern ihre Produkte genauso fehlerhaft aus. In der Autoindustrie nennt man das beispielsweise Montagsauto.

Update: MacOS Neustart

Fairerweise muss man sagen, Programmieren ist auch einfach total kompliziert. Da geht’s nicht nur um IF THEN ELSE. Da geht’s um logische Schichten, Speicherbelegung und Interoperationalität. Es sind während der Laufzeit eines Programms unglaublich viele unterschiedliche Technologien beteiligt. Und alles ist imaginär und abstrakt, also theoretisch. Und der Mensch, der Mensch hat’s halt nicht so mit kompliziert.

Bug für die Ewigkeit

Früher war noch alles anders. Da hat man ein Programm auf Diskette und CD gekauft. Updates gab’s noch nicht. Weil’s halt noch kein Internet gab. Jeder Bug war für die Ewigkeit. So gesehen ist es total schön, dass wir heute Updates haben. Aber an manchen Tagen könnte man sich einfach nur die Haare raufen. Willste kurz im Internet was gucken, Flash Player will ein Update. Willste schnell einen Text verbloggen, WordPress will ein Update. Willste nebenbei Musik hören, iTunes will ein Update. Vor ein paar Jahren hat mich das so genervt, dass ich alle Update Checks deaktiviert habe und einmal im Monat dann manuell auf einen Schwung meinen ganzes Notebook durchaktualisiert habe.

Silence is golden

Mittlerweile hat sich die Situation aber wesentlich gebessert. Irgendein schlauer Kopf muss wohl ähnlich genervt gewesen sein und der hat dann einfach mal so das Silent Update erfunden. Für mich ist das DIE Erfindung überhaupt. Da machste Updates, merkst aber gar nicht, dassde Updates machst. Ganz wunderbar. Außer, wenn der Programmierer das User Interface geändert hat. In dem Fall macht man ein Programm auf und denkt, häh? Das sieht ja alles plötzlich ganz anders aus.

Update: WordPress Plugin

Ich träume ja schon mein halbes Leben von einem Kaffeevollautomaten, der sich vollautomatisch und komplett selbst reinigen kann. Für Innovationen wie 3D-Drucker hab ich keinerlei Verständnis, solange nicht das Problem der vollautomatischen Reinigung für Kaffeevollautomaten gelöst ist. Bei IT-Applikationen ist diese Zukunft längst da. Programme, sie pflegen und warten sich mittlerweile von ganz allein. Man muss nichts machen. Sie laden völlig automatisch ihre Korrekturen aus dem Netz und installieren diese Korrekturen selbstständig.

Update: Beats Kopfhörer

Tut mir leid, aber hier muss man schon wieder Apple als Vorzeigebeispiel lobend erwähnen. iOS zieht sich Updates völlig automatisch aus dem Internet und installiert sie auch gleich. MacOS macht das gleiche und das sogar bei ausgeschaltetem Rechner. Von der Installation merkt man quasi gar nichts (sofern man das Programm gerade nicht benutzt). Beeindruckend finde ich auch die Router der Deutschen Telekom. Router sind so eine Device-Klasse, die der deutsche Haushalt normalerweise nicht aktualisiert. Aber so ein Router ist auch nicht anderes wie ein Computer mit der gleichen Angriffsfläche. Jedenfalls, der Router der deutschen Telekom updated sich ebenfalls völlig von alleine.

Out of control

Trotzdem ist das Silent Update allgemein nicht sehr beliebt. Ich bin irgendwie einer der wenigen Fürsprecher. Versteh ich aber nicht. Der wesentliche Kritikpunkt liegt darin, dass man die Kontrolle verliert, weil man die Kontrolle abgibt, weil die Kontrolle die Maschine erhält. So what? Ich gebe doch viel lieber Kontrolle her als Lebenszeit. Und überhaupt, woher soll ich Mensch denn wissen, wann die Maschine kontrolliert werden will? Das weiß die Maschine selbst doch viel besser als ich. Der springende Punkt ist, ich kann mir doch jederzeit die Kontrolle zurück holen, wenn ich mag (bisher mochte ich nicht). Außerdem will ich ja nicht Maschinen kontrollieren, sondern die Maschinen benutzen. Und zum Schluss bringt mir die Kontrolle ja strenggenommen keinerlei Mehrwert (außer dass ich selbst auf das Knöpfchen gedrückt hab).

Update is available

Letztens hab ich das erste Mal in meinem Leben ein Update auf einer Uhr eingespielt. Das geht leider nicht silent, sondern nur manuell. Ich musste das Update zuvor auf das iPhone laden und über eine App wurde das Update dann auf die Uhr kopiert und dort installiert. Die Uhr musste sich dazu „in der Nähe“ des iPhones befinden und gleichzeitig am Strom hängen. Eigentlich fand ich die Prozedur ganz schön interessant, zeitgleich habe ich gedacht, hoffentlich muss ich das künftig nicht so oft machen.

Update: Spotify

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die vor einem Kauf ausgiebig verschiedene Produkte in Preis und Leistung vergleichen. Wenn ich gute Erfahrungen mit einem Hersteller gemacht habe, schaue ich mir die Produkte der Konkurrenten gar nicht erst an. Strenggenommen bin ich also voll die CashCow und Markenfetischist. Ist mir aber völlig egal, auch in diesem Zusammenhang ist mir Lebenszeit viel wichtiger als Geld gespart oder das beste Produkt zu haben.

Update: Adobe Creative Cloud

Jedenfalls, in meinem letzten Urlaub hab ich meinen alten Kaffeevollautomaten ersetzt (der war innen schon voll krotzig). Bei Kaffeevollautomaten bin ich Team Saecco. Saecco hat sein Kurzem einen Vollautomaten im Sortiment, den man über iPad und iPhone steuern kann. Das ist vor allem praktisch, wenn man Besuch hat. Die können sich dann voll easypeasy ihren Kaffee so konfigurieren, wie sie ihn am liebsten möchten (geht zwar normal auch mit dem Knöpfen am Gerät, aber das kann sich ja kein Mensch merken, und Anleitung rauskramen ist zu viel der Liebe). Im ersten Moment war ich total begeistert. Im zweiten Moment habe ich gedacht, diesen Kaffeevollautomaten muss man bestimmt auch updaten (und mich sogleich dann für ein anderes Modell entschieden).

Update: Safari Erweiterungen

Und als ich dann mehr zufällig bemerkt habe, dass man auf meinen drahtlosen Kopfhörer (mit dem ich oft Podcasts beim Putzen höre) ebenfalls Updates einspielen kann, ist mir das wahre Ausmaß bewusst geworden, das vor uns steht. Das wird künftig nämlich noch ganz schön lustig werden. Schließlich ist das Internet of Things im Anmarsch. Da werden wir den ganzen lieben lang Tag mit dem Einspielen von Updates beschäftigt sein.

Update of Everything

Im Internet of Everything hat alles und jedes eine Verbindung ins Netz. Aber eine Verbindung ins Netz, die entsteht ja nicht alleine, die muss durch das Gerät erstmal aufgebaut werden. Und so eine Verbindung ins Netz alleine bringt erstmal gar nicht. Man muss damit auch was tun können. Also das Update herunter laden und auch installieren können. Lange Rede, kurzer Sinn, künftig kommen alle Geräte mit eigenem Betriebssystem daher.

Update: Microsoft Office 365

Waschmaschine, Kaffeemaschine, Musikanlage, Fernseher, Kühlschrank, Belichtung, Haussteuerung, Stromanschluss, Waage, Herd, Wäschetrockner, Kopfhörer, Tretroller, Drucker, Scanner, Zahnbürste, Bohrmaschine, Eierkocher, Herzschrittmacher, Human Extensions, Staubsauger, Auto, Bügeleisen, Küchenradio, Funktionskleidung, da wird früher oder später überall ein eigenes, richtiges, vollwertiges Betriebssystem eingebaut sein und dieses Betriebssystem benötigt ab und an eine Aktualisierung (also ein Update).

Out of Support

Aber das war noch nicht die ganze Wahrheit. Denn manchmal geht ein Gerät auch kaputt. Heutzutage ist das meistens mechanisch bedingt. Künftig wird dafür auch die Software verantwortlich sein. Und wenn die Waschmaschine dann nicht mehr schleudert oder der Eierkocher immer den Zeitpunkt der weichen Eier verpasst oder der Staubsauger plötzlich bläst statt saugt, könnte das nicht nur an der Mechanik, sondern auch am Betriebssystem liegen. Und wenn man dann den Kundendienst anruft, wird der Kundendienst sagen, spielen Sie erstmal die aktuelle Version ein. Letzten Monat gab’s ein Update.

Update: iOS

Kann man noch drüber lachen. Aber wenn dann das Produkt aus dem Sortiment genommen wurde und der Hersteller keinen Support mehr anbietet, dann ist dieser Fehler für die Ewigkeit. Dann ist das nicht mehr so lustig (finde ich). Denn das Gerät selbst würde ja eigentlich noch funktionieren. Und dann müssen wir uns schon wieder neue Gesetze ausdenken (als ob wir nicht schon genug Gesetzte hätten) und die Hersteller gesetzlich verpflichten, ihre Geräte eine festgelegte Mindestdauer zu unterstützen.

Update: Snagit

Aber es geht immer noch weiter. Denn die Geräte sprechen heutzutage miteinander und tauschen Informationen aus. Und damit entstehen neue Abhängigkeiten. Die Interaktion zwischen den Geräten ist auch nur möglich, wenn gewisse Voraussetzungen auf beiden Seiten erfüllt sind. Wenn das eine Software-Release das andere Releases nicht mehr leiden kann, dann können die Geräte nicht mehr miteinander sprechen. Und dann fangen wir an die Geräte zu replacen, obwohl sie noch gar nicht kaputt sind, sondern weil es keine Updates mehr gibt, welche die Unterstützung der abhängigen Geräte mitbringt. Das haben wir eigentlich alles im Ansatz heute schon. Meine Mutter hätte nämlich gerne eine Apple Watch und ich würde dieses Wollen so gerne mit einem Bekommen unterstützen, aber leider müssen wir erst ihr iPhone austauschen, weil das ihr altes iPhone4 die Apple Watch nicht mehr unterstützt.

Update Forever

Die Kontrolle ist also schon längst verloren. Und das war erst der Anfang. Künftig wird das nämlich noch ganz schön lustig werden. Schließlich ist das Internet of Things im Anmarsch. Da werden wir den ganzen lieben langen Tag mit dem Einspielen von Updates beschäftigt sein.

Über den Autor
Marco Hitschler wohnt in Mannheim und schreibt auf diesem Blog beliebige Texte in das Internet hinein. Sein Handwerk ist die Informatik und beruflich arbeitet er im Projektmanagement. Wenn man einmal mit dem Bloggen angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Furchtbar! Infolgedessen wird auf diesem Blog ganz kunterbunt in verschiedenen Formaten publiziert.
1 Kommentar
  1. An diesen 8 Kriterien merkst du, ob du deine Software wechseln musst. - Leotas Software & Solutions 15. März 2016

    […] jährlich Änderungen. Für die gesetzlichen Anpassungen und die Sicherheitsprobleme sind regelmäßige Updates nötig. Wenn die ausbleiben, ist das ein K.O.-Kriterium für den weiteren Einsatz der […]

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