My Life in Pictures – Corona Edition

In letzter Zeit habe ich mich auf Twitter kaum noch zu Wort gemeldet. Mit dem Jahreswechsel hat sich bei mir beruflich eine neue Situation eingestellt und seitdem ist meine ganze Energie in der Arbeit verschüttet. Keine Zeit für gar nichts und man rennt allen Dingen nur noch hinterher. Zwar habe ich weiterhin brav meine Timeline gelesen, aber meine Gedankenkapazität war damit irgendwie erschöpft.

Vorletzte Woche hat dann die @schreibnudel auf Twitter (mal wieder) einen Hashtag auf mich geworfen. My Life in Pictures, 7 Tage, keine Worte, keine Personen. Obwohl ich dafür eigentlich gerade keine Nerven hatte, konnte ich trotzdem nicht Nein sagen. Schließlich hat das schon eine gewisse Tradition. Wenn mir im Internet jemand Arbeit macht, dann ist es immer die Gitte. Außerdem war das eine gute Gelegenheit twitterisch mal wieder den Anfang zu finden. Den Schneeball habe ich zwar nicht weitergereicht, aber mir trotzdem halbwegs Mühe mit den Fotos gegeben. Und weil die „Regeln“ (keine Worte, keine Personen) diesmal eher nur so mittel funktioniert haben, macht es jetzt irgendwie auch nichts mehr, über die Fotos im Nachgang noch ein paar Worte zu verlieren.

Tag 1/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 1/7. Arbeitsplatz.

Zur Unzeit mitten in der Corona-Krise wurden meine Projekträume auf der Arbeit in ein anderes Gebäude umquartiert. Der Umzug konnte organisatorisch leider nicht mehr verschoben werden, weil der Mietvertrag für die aktuell genutzten Räume schon gekündigt war. Zeitgleich waren die Projektmitglieder aber alle ins HomeOffice versetzt worden und niemand konnte richtig seine Sachen packen. Alles verlief also maximal chaotisch und ich war sehr froh als mein Arbeitsplatz im neuen Gebäude eingerichtet war.

Tag 2/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 2/7. Hafermilch.

Im Januar bin ich von „normaler“ Milch auf Hafermilch umgestiegen. Der Umwelt zu Liebe. Eigentlich darf man zu Hafermilch ja nicht Hafermilch sagen, weil der Begriff in der EU geschützt ist und nur für „an Eutern gemelkte“ Milch verwendet werden darf. Für Kokosmilch gibt es eine Ausnahme, aber für Hafermilch wurde keine Ausnahme gemacht. Deswegen steht auch auf keiner Verpackung „Hafermilch“, sondern irgendwelche Umschreibungen. Jedenfalls ist Hafermilch gerade ein großes Thema. Keine Ahnung, ob wir hier im Stadtteil überproportional viel Öko-Hipster haben, aber schon vor Corona war die Hafermilch im Supermarkt oft ausverkauft. Mittlerweile kann die Hafermilch locker mit dem Klopapier mithalten.

Tag 3/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 3/7. Ludwigshafen und Mannheim.

Zwischen Ludwigshafen und Mannheim wird immer ein großer Unterschied gemacht. Die Städte liegen nicht nur in unterschiedlichen Bundesländern, sondern laufen auch strukturell stark auseinander. Geographisch sind beide Städte letztlich aber nur durch den Rhein getrennt und viel stärker miteinander verwoben als man gemeinhin annimmt. Die Sperrung der Hochstraße in Ludwigshafen macht das mitunter transparent und sorgt täglich für Stau bis tief in die Mannheimer Stadtmitte hinein. Mich persönlich hat die Differenzierung zwischen Ludwigshafen und Mannheim schon immer sehr gestört. Für mich sind beide Städte irgendwie eins, mein Lebensraum. Oft wechsele ich mehrmals täglich zwischen beiden Städten hin und her.

Tag 4/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 4/7. Kochen.

Corona bringt gerade alle Prozesse durcheinander und alles muss sich wieder neu ausbalancieren. Mit den meisten Dingen kann ich mich problemlos arrangieren. Aber das Einkaufen kostet mich gerade echt viele Nerven. Jeden Abend sind im Supermarkt die Regale leer und alle Basics ausverkauft. Also muss man täglich sein Glück versuchen, um irgendwann zum Zug zu kommen, was aber eigentlich nicht im Sinne des Erfinders ist. Immerhin führt #StayAtHome aber dazu, dass ich wieder vermehrt Zeit zum Kochen finde, was eine schöne Entwicklung ist.

Tag 5/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 5/7. Graffiti.

In Mannheim hat sich über Jahre eine sehr aktive Graffiti-Szene etabliert. Durch eine Initiative des städtischen Kulturamts ist über die ganze Stadt hinweg eine Art von Open Urban Art Gallery entstanden. Dabei dürfen sich internationale StreetArt-Künstler an städtischen Gebäuden austoben und es sind unzählige großformatige Wandgemälde (Murals) entstanden. Zeitgleich gibt die Stadt fortlaufend triste Flächen an Brücken und Unterführungen für das legale Sprayen frei, wodurch sich die ganze Stadt in einen erstaunlichen Graffiti-Park verwandelt hat. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich mit dem Fahrrad oft an den Sprayern vorbei, die gerade an ihren Kunstwerken arbeiten. Dieses Motiv wurde gerade erst vor ein paar Tagen fertiggestellt.

Tag 6/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 6/7. Lost Place.

Es ist ganz komisch. Privat kann ich ohne Probleme meine Wohnung tagelang nicht verlassen und fühle mich pudelwohl. Beruflich allerdings stellt mich ein ganzer Tag im HomeOffice auf mehreren Ebenen vor gewisse Herausforderungen. Um einen mentalen Bruch zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu schaffen, mache ich nach dem Dienstschluss meist einen längeren Spaziergang und höre dabei Podcasts. Um die Nähe zu anderen Menschen zu meiden, durchlaufe ich derzeit meistens ein abseitiges Gewerbegebiet, dass abends wie ausgestorben ist. Dabei komme ich auch an einem Lost Place vorbei.

Tag 7/7

Keine Wörter. Keine Personen. Tag 7/7. Die Maske.

Masken-mäßig wäre ich soweit ausgestattet. Ich muss mich allerdings noch daran gewöhnen. Fühl sich im Moment noch sehr komisch an. Die Maske selbst wurde von einer Schneiderin im lokalen Umfeld meiner Eltern genäht. Meine Mutter hat sie mir dann per Post zugestellt.

Jetzt noch mal alle Fotos als Full-Screen-Slider, bitte!
Über den Blogger
Marco Hitschler wohnt in Mannheim und schreibt auf diesem Blog beliebige Texte in das Internet hinein. Sein Handwerk ist die Informatik und beruflich arbeitet er im Projektmanagement. Wenn man einmal mit dem Bloggen angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Furchtbar! Infolgedessen wird auf diesem Blog ganz kunterbunt in verschiedenen Formaten publiziert.
2 Kommentare
  1. Stefan 2. Mai 2020

    Hafer(Ersatz)Milch zu trinken wegen der ökologischen Nachhaltigkeit ist das eine, wenn gleich auch eine gute Idee. ?

    Jedoch ist die Verpackung dieses Ersatz bestehend aus TETRA-Pack alles andere als ökologisch und zählt zudem noch mit zu dem am schlimmsten Verpackungen beim Recycling. Sondermüll ist da häufig ein Begriff in Verbindung mit Tetra-Pack, da darin so viele verschiedene Kunststoffe enthalten sind, in so schwerer effektiver Weise im Verbund das ein sinnvolles aufbrechen dieser Verbindung im Sinne des Recycling definitiv den Begriff einer Mamutaufgabe verdient.

    Dann wäre da noch der unverschämte Preis für diese Ersatz-Milch, woran die Industrie wahr goldig verdient. Fast wie aus Scheisse das sprichwörtliche Gold machen. Dazu gibt’s auch ein tolles Video vom ZDF(https://youtu.be/sGrT8esp9Co) in dem ein Lebensmittel-Techniker, ergo ein Fachmann, über die genau Herstellung dieses neuen „flüssigen“ Gold im Detail informiert. ?

    Wer also wirklich ökologisch diese Ersatz-Milch trinken möchte, sollte sich im „selber machen“ ausprobieren zu einem Bruchteil der Kosten für 1 Liter dieser Hafer-Ersatz-Milch/Drink. ?

  2. marco 2. Mai 2020

    Ja, damit hast du vollkommen recht. Die Tetra-Packs sind natürlich suboptimal. Das nervt mich auch. Bei Wasser habe ich schon auf Glas umgestellt. Aber bei der Milch bin ich noch nicht soweit. Einkauferisch ist Glas einfach ein Problem (wegen dem Gewicht).

    Die Sache mit dem Preis verstehe ich auch nicht richtig. Man sollte eigentlich annehmen, dass die Produktion von Kuhmilch teurer ist als die Produktion von Hafermilch. Hab auch schon mit den Gedanken gespielt, Hafermilch selbst zu produzieren. Das scheint ja wirlich easy-peasy zu sein, aber es ist halt eine weitere Sache, um die man sich kümmern muss.

    Mühsam ernähert sicht das Eichhörnchen, eins nach dem anderen.

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