Driving Home for Christmas

Jedes Jahr an Heiligabend packe ich nachmittags meine Sachen zusammen. Die nächsten Tage, wohl auch die Zeit zwischen den Jahren, vielleicht sogar auch bis zum Neujahr verbringe ich bei meinen Eltern. Vielleicht reise ich auch etwas früher ab. Weihnachten ist für Familien auch eine Herausforderung. Aber wie es auch kommt, ich habe mich lange darauf gefreut, es ist mein Fest und ich möchte es feiern.

Mein Auto steht direkt vor der Haustür, was selten ist und worüber ich sehr dankbar bin. Das macht es einfacher. Ich habe sechs mittlere Taschen, da muss ich dreimal zum Auto laufen. Zwei Taschen mit eingepackten Geschenken, zwei Taschen mit Klamotten, eine Notebook-Tasche und eine Tasche mit Dingen drin, mit denen ich mich an den Weihnachtstagen beschäftigen möchte.

Es fällt mir immer schwer, mich von meiner Wohnung zu verabschieden. Ist alles ordentlich, ist der Kühlschrank ausgeräumt, hab ich alles eingepackt und nichts vergessen, ist die Heizung abgedreht, sind die Mülleimer ausgeleert? Bin ich bereit? Ich laufe durch alle Räume und verabschiede mich von jedem Zimmer. Die Haustür schließe zu und mache sie gleich wieder auf, um noch einen letzten Abschiedsblick in die Wohnung zu werfen.

Ich drehe das Zündschluss und fahre los. Vorbei an den vielen leeren Parkplätzen im Stadtteil. Ich sehe Menschen, die auf das Taxi warten. Ich sehe Menschen, die mit Rollkoffer zum Bahnhof laufen. Ich sehe Menschen, die fröhlich vom Bahnhof zurück kommen. Ich sehe Familien mit dem Weihnachtsbaum im Gepäck. Ich stehe an der roten Ampel und schaue mir all die Häuser an und stelle mir die Menschen darin vor.

Es ist schon später Nachmittag und die Straßen leeren sich. Es dämmert ein wenig, als ich die Stadt hinter mich lasse. Vor mir liegt die Autobahn. Ich bin so schon nah am Wasser gebaut, aber an Weihnachten bin ich der Fluss und das Meer. Auf der Autobahn muss ich weinen.

Ich komme nicht dagegen an. Ich weine und weine und weine. So viel Wärme, so viel Nähe, so viel Innigkeit, so viel Liebe überall. Das Gefühl, es nimmt mich völlig ein. Ich kann es nicht verarbeiten. Ich spüre nicht nur meine Liebe, ich spüre die Liebe der Anderen, ich spüre die Liebe auf allen Straßen, in allen Häuser, auf allen Plätzen. Liebe, die immer da ist, die wir aber sonst nicht sehen, weil wir blind sind. Wir sehen nicht, wir hören sie nicht, wir fühlen sie nicht. Weihnachten erinnert uns daran, es öffnet uns die Augen und bringt für alle Menschen die Liebe zurück. Ich denke an das zurückliegende Jahr, ich denke an all die Sachen, die passiert sind, ich denke, an die Menschen, die mir begegnet sind. Und ich bin der Fluss und das Meer und ich muss weinen. Ich weine die ganze Fahrt, ich kann nicht mehr aufhören. Es tut mir gut, mein Gewicht verliert sich und ich weine und ich weine und ich weine.

Nach den Feiertagen erblinden wir erneut, langsam und schrittweise. Wir erblinden und verlieren den Zugang. Aber ich möchte nicht mehr erblinden. Ich möchte das Gefühl mitnehmen und beharrlich in meinem Herzen tragen. Jeder Tag ist Weihnachten. Und die Liebe, die Liebe ist immer da.

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