Der Messbecher

Ich hätte mir ja beinah mal mit einem Messbecher selbst das Leben genommen. Und das kam so: Ich stand in der Küche und spülte Geschirr. Im Spülwasser befand sich auch ein Messbecher. Ich hatte ihn mir mal bei Butlers gekauft, er war aus Glas und hatte eine zylinderartige Form. Als ich ihn reinigte, fuhr ich sorgfältig mit dem Wischtusch hinein und säuberte den Boden. Dabei hab ich wohl etwas viel Kraft angewendet, denn mein Handgelenk drückte zeitgleich recht stark an die Mantelfläche und das Glas brach dann genau in der Höhe der Pulsader am Handgelenk und schnitt mir die Haut auf. Anfangs hab ich den Unfall gar nicht richtig wahrgenommen, mich aber irgendwie schon gefragt, warum das Wasser plötzlich so rot war. Ich hatte doch gar nichts mit Tomatensoße gekocht.

Auf die Schnelle habe ich mir die Wunde spontan mit einem Handbuch verbunden (wie im Film). Erstmal in der Küche alles ordentlich machen, alles andere kann warten, hab ich gedacht. Trotzdem fand ich komisch, wie schnell auch das Handbuch seine Farbe veränderte. Zum Glück bin ich aber (aus Erfahrung) auf solche Situationen eingestellt und mit ausreichend Verbandszeug ausgestattet. Trotz mehrmaliger Versuche habe ich es jedoch nicht geschafft, mir einen stabilen Verband anzulegen. Die Wunde hat so stark geblutet, dass die Bandagen nach kurzer Zeit durchtränkt waren und von der Wunde abrutschten. Irgendwann war dann klar, so wird das nix, ab in die Notambulanz.

Überall Blut

Mit dem Auto konnte ich jedoch nicht fahren, weil ich trotz Automatik dazu beide Hände brauche. Deswegen wollte ich die Straßenbahn nehmen. Auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle ist mir leider erneut der Verband abgerutscht. Okay, so kannste nicht in die Straßenbahn. Die halten dich für bekloppt. Also blieb mir nur ein Taxi zu rufen! Der Taxifahrer hat mich schon ein bisschen komisch angeguckt und für einen kurzen Moment hatte ich auch Angst, dass er mich nicht mitnimmt.

Es war Freitag Abend und im Krankenhaus gab es einen relativ großen Andrang in der Notambulanz. Aber wegen der starken Blutung wurde ich vorgezogen. Auch der Arzt schaute etwas komisch als ich wahrheitsgemäß erkläre, dass ich mich mit einem Messbecher geschnitten hatte. Als er sich die Wunde dann skeptisch genauer betrachtete, sagte er, da muss ich einen Chirurgen holen. In diesem Moment ist mir schon etwas mulmig geworden. Ich lag einsam auf der Patientenliege und sah Gewebe aus meinem Handgelenk rausgucken. Lange Rede, kurzer Sinn, die Ärzte haben das noch einigermaßen hinbekommen und ich konnte dann wieder nach Hause.

Die nächsten Tage bin ich auch ganz normal arbeiten gegangen. Allerdings hat meine Hand zunehmend geschmerzt. Deswegen bin ich nochmal zum Hausarzt. Und der Hausarzt hat dann gesagt, so wird das nichts! Die Hand muss ruhig gestellt werden und darf nicht bewegt werden (es war meine rechte Hand). Er hat mir auch nochmals ganz genau erklärt, wie ich sie bandagieren muss. Und dass ich sie auf keinen Fall benutzen darf. Er hat mich dann ungelogen vier (!) Wochen krankgeschrieben.

Im ersten Moment fand ich das etwas surreal. Aber auch irgendwie cool, hey, vier Wochen frei und mir tut eigentlich gar nichts direkt weh! Im zweiten Moment habe ich gedacht, wie soll ich mir jetzt eigentlich die Zähne putzen, Essen kochen, Wäsche waschen, etc? Ich bin ja normal mit beiden Händen schon ziemlich grobmotorisch. Spontan hab ich mich dann bei meinen Eltern einquartiert und mich trotz meines fortgeschrittenen Alters rundum versorgen lassen. Das war vielleicht ein Spaß!

Den gleichen Messbecher habe ich mir übrigens dann später bei Butlers erneut gekauft. Ist aber leider bisher nicht mehr kaputt gegangen.

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2 Kommentare
  1. Avatar von Heike

    Leben am Limit!

  2. Avatar von marco

    *zu allen Schandtaten bereit*

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