Ab in die Cloud, Dropbox selbst gebaut

Immer und überall auf meine Daten zugreifen, diesen Gedanken fand ich schon immer charmant. Das Jahr 2013 steht nun ganz im Zeichen der Cloud. Das Wort ist in aller Munde. Google, Amazon, Dropbox. Man muss den Wasserhahn nur anmachen und die Cloud kommt raus. Nun gut, warum nicht. Wann, wenn nicht jetzt? Eigentlich ist das ja ein alter Hut. Dienste im Internet gibt es schon seit Jahren. Ich hatte lange Zeit auch nicht das Bedürfnis sie zu nutzen. Aber das iPhone war damals noch nicht erfunden, ich wohnte noch bei meinen Eltern und hatte nur einen ganz klassischen Computer in Grau. Der hat damals ganz schön viel Platz auf dem Schreibtisch weggenommen. Die Welt verändert sich. Heute nutze ich MacBook, iPad, iPhone, Kindle und bin viel unterwegs. Außerhalb von zuhause arbeite ich mit vielen unterschiedlichen Computern, im Büro, bei meinen Eltern oder bei meiner Liebsten. Bin ständig hier, bin ständig da. Da schafft es die Cloud schon ein Ding der Sehnsucht zu werden.

Was sagt uns das? Technologie alleine bedeutet nichts. Neue Technologien müssen an ihre Umwelt und die Gesellschaft anschließbar sein. Was hätten wir vor zehn Jahren mit der Cloud anfangen sollen? Ja, das Internet war zwar schon da und es hatte auch schon eine gewisse Reife. Aber wir bewegten uns noch mit ganz langsamen Verbindungen durch das Netz. Notebooks waren sehr teuer. Mobiles Internet war ein Utopia. Jede Technologie hat also ihre Zeit. Und nun wollte ich endlich herausfinden, ob die Cloud vielleicht doch nur eine Bildbearbeitung ist. Das sagte zumindest Microsoft.

Hier mal war ein YouTube Video eingebettet.

Jetzt ist die Zeit. Ich gehe in die Cloud. Und dieser Text erzählt von der Reise. Es geht nicht nur um die Cloud, sondern auch um die Komplexität von Informationstechnologie. Es ist ebenso ein Plädoyer für Offenheit, Integration und Standards. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt manchmal ein halbes Universum.

Also was war das Ziel? Eigentlich keine große Sache. Ich wollte auf meine Daten zugreifen. Immer und überall. Mit jedem möglichen Endgerät. Schreibend und lesend. Mit jedem Betriebssystem. Dazu braucht es dann ja eigentlich nur einer Festplatte im Internet. Dann kann ich endlich Rechnungen unterwegs mit dem iPhone ablegen, kann bequem auf dem Sofa mit dem iPad Dokumente noch mal Korrektur lesen, kann bei Freunden schnell und unkompliziert die Fotos vom letzten Urlaub zeigen, kann spontan bei meinen Eltern eine Arbeitsphase einlegen – ohne auf meinen eigenen Computer angewiesen zu sein.

Wer viel unterwegs ist, weiß das. Das Immer-Und-Überall-Internet ist teilweise immer noch Utopie. Selbst heute noch. Man sitzt im Café nämlich immer genau an dem Tisch, an dem man keine schnelle Datenverbindung hat oder nur einen kleinen Balken in der Empfangsanzeige. Das reicht zum Telefonieren, aber nicht für stabile Datenverbindungen, die man zum Arbeiten braucht. Über das Bahnfahren brauchen wir gar nicht erst zu reden. Nebenbei bemerkt, die deutschen Autobahnen bieten über Mobilfunk erstaunlich stabiles Internet – wenn man das Glück hat, der Beifahrer zu sein. Jedenfalls, die schönste Cloud bringt nichts, wenn kein Internet weit und breit.

Und genau deswegen sollten meine Daten nicht nur in der Wolke liegen, sondern quasi auch zusätzlich direkt auf meinem Notebook verfügbar sein. Es war also ein Mechanismus der Synchronisation zwischen der Cloud und Notebook erforderlich. Soweit die Theorie, soweit die Anforderungen. Das sollte nicht schwierig oder kompliziert sein, oder? Sollte man meinen.

Das macht in meinen Augen übrigens auch eine Cloud aus. Es darf nicht nur was in der Cloud drin sein. Sonst wäre letztlich jede beliebige Internetseite eine Cloud. Es muss auch etwas aus der Cloud rauskommen. Irgendeine Art von Service. Und in diesem Fall wäre das die Synchronisation. Ansonsten ist Cloud ein sehr weiter Begriff. Es gibt unzählige Definitionen. So richtig geeinigt hat man sich an dieser Stelle noch nicht. Wörtlich übersetzt bedeutet es lediglich „Wolke“. Aber damit ist keine Wolke gemeint, sondern das Internet. Im Kontext dieses Artikels beziehen wir uns mit dem Begriff Cloud in den meisten Fällen (also nicht immer) auf einen Ablageplatz für Daten im Internet.

Hinweis
Die Welt hat sich mittlerweile weitergedreht. Die nachstehend beschriebenen Cloud Services haben sich funktionell stark weiterentwickelt. Die Beschreibungen im Kontext der Cloud Marke Eigenbau sind jedoch weiterhin gültig.

Marktüberblick

Los geht’s. Einen Überblick verschaffen. Welche Dienste gibt es? Was muss man beachten? Was kostet das alles? Und welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden?

Apple (man sagen was man will, die Welt wäre ohne Apple eine andere). Apple baut nicht nur wirklich sehr gute Hardware, sondern hat auch die iCloud erfunden. Die iCloud kann man als digitalen Knotenpunkt beschreiben, einen digitalen Hub. An diesen Knotenpunkt kann man Mac, iPad, iPhone, AppleTV und sonst was anschließen. Und alle Daten in der iCloud werden den angeschlossenen Geräten bereitgestellt. Im Moment sind das nicht nur die Dienste Mail, Kalender, Kontakte, Lesezeichen, Aufgaben, Notizen, sondern auch Backup Mechanismen für iOS oder der Zugriff auf Musik, Filme und Bücher. Neben weiteren mehr oder wenigen nützliche Funktionen, kann man in der iCloud auch Dokumente speichern. Ändert man ein Dokument auf dem iPad, wird diese Änderung automatisch in die iCloud kopiert und später beispielsweise auf das iPhone geladen. Man hat überall die gleichen Daten. Und das funktioniert völlig unsichtbar wie von Zauberhand. Eigentlich genau das, was ich haben will. Das Problem, die iCloud ist ein geschlossenes System. Mit Windows oder Linux komme ich nicht so richtig an die Daten dran. Und damit löst sich diese Wolke am Himmel auf.

Dropbox. Das scheint ja die Mutter aller Wolken zu sein. Ich bin gespannt. Dropbox kostet nicht wenig, aber wenn es gut funktioniert, wäre es mir den Preis wert. Dropbox funktioniert so, dass man auf dem Computer einen gleichnamigen Dateiordner hat. Und alle Dateien, welche man in diesen Ordner erstellt oder ändert, werden mit allen verbundenen Geräten synchronisiert. Das heißt, man arbeitet prinzipiell ganz normal auf dem lokalen Dateisystem, aber alle Änderungen werden in die Cloud und zurück synchronisiert. Na, besser geht nicht, oder? Aber das war noch nicht alles. Es gibt Dropbox Clients für Mac, Windows und Linux. Und nicht nur das. Beinah jede dateibasierte Applikation auf iPhone oder iPad hat eine Dropbox Anbindung. Ich schwebe auf Wolke 7.

Sofort bei Dropbox angemeldet und die Clients installiert. Und unmittelbar musste ich feststellen, dass Dropbox auch nicht so richtig meine Wolke ist. Denn es gibt keine Möglichkeit, die Synchronisation des Datenspeichers im Internet auf die lokale Festplatte auszuschalten. Sobald man einen Dropbox Client auf einem Computer aktiviert, wird der komplette Datenbestand aus der Cloud auf den Rechner geladen. Und ich will doch nicht, dass meine Pornos auf dem Rechner meiner Freundin landen oder meine privaten Daten auf den Geschäftsrechner kopiert werden. In diesen Fällen soll nur der Zugriff auf die Daten möglich sein, aber die Daten sollen nicht lokal vorgehalten werden. Außerdem will ich doch nicht überall Dropbox Programme installieren. Sonst gibt es bei Dropbox auch keine Schnittstellen (es gibt den Browser, aber der zählt nicht). Man kann nur über Dropbox Clients auf die Wolke zugreifen. Schaaaade.

Microsoft. Na, da muss doch was gehen. Microsoft liefert Softwarequalität auf sehr hohem Niveau (doch im Ernst, ist meine Meinung). Die Zeiten, als Microsoft noch böse war, sind schon lange vorbei. Microsoft Produkte haben offene Schnittstellen, an denen Produkte von Drittherstellern andocken können. Zudem ist Microsoft Industriestandard. Also wenn Microsoft keine Cloud bauen kann, wer dann? Microsoft hat auf diesem Feld lange Zeit experimentiert und sich ausgiebig ausgetobt. Begonnen hat alles mit Live. Live war ein Markenname für diverse Internetdienste, darunter auch eine Online Festplatte (SkyDrive). Dazu ergänzend gab es einen Dienst namens Live Mesh. Live Mesh war quasi die Synchronisation, die man zu dem SkyDrive hinzuschalten konnte. Das SkyDrive hatte ursprünglich 25 GigaByte Speicherkapazität, Live Mesh konnte allerdings nur maximal 5 GigaByte synchronisieren. Häh? Zum Glück ist das mit Windows 8 alles einfacher geworden. Jetzt spricht man nur noch von SkyDrive und der Dienst ist vollends ohne seltsame Einschränkungen in Windows und Office 365 integriert. Voll super. Auf das Wesentliche reduziert ist es allerdings auch nur eine Dropbox, nur halt von Microsoft.

Das fängt ja gut an. Es gibt noch einige weitere ernstzunehmende Anbieter auf dem Markt. TrendMicro (das war sehr vielversprechend, aber unter Mac lief das Programm in meinem Fall nicht zuverlässig), SugarSync (konnte damals nur 3000 Dokumente synchronisieren, ist mittlerweile aufgehoben), Carbonite (ist eher für Backups geeignet). Richtig enttäuscht war ich aber von Google. Die müssten hier doch als Internet Major Player im Cloud Segment ganz groß mitspielen. Aber bei Google gibt es grob gesagt, nur einen ganz kleinen Ablageplatz für Office Dokumente. Vielleicht wäre das dann doch zu gruselig, wenn man Google auch die Macht über die eigenen Dateien gäbe…

Frust! Cloud – das große Wort des Jahres. Und es scheitert schon an einem einfachen flexiblen Online Speicher mit Synchronisation. Das sind Momente, wo man die Welt irgendwie nicht versteht. Und manchmal hilft es, einen Schritt zurück zu gehen. Warum nicht die Cloud selbst bauen? Was braucht man dazu? Einen Online Speicherplatz und einen Mechanismus der Synchronisation. Wenn mir der Markt nicht die passende Cloud gibt, dann gebe ich mir die Cloud eben selbst.

So kam ich zu Strato. Strato gehört mittlerweile zur Deutschen Telekom und eigentlich hatte ich diesen Anbieter gar nicht auf der Liste. Strato bietet einen ganz klassischen und reinen Onlinespeicherplatz. Und das sogar sehr kostengünstig. Man kann den Online Speicher über eine Vielzahl von Protokollen ansprechen. FTP, STP, RSYNC, WEBDAV, SMB. Diese Offenheit und Kompatibilität sucht man lange. Man kann sogar Festplatten einschicken, welche dann auf die Online Festplatte kopiert werden. Das zeigt mir, die machen richtig ernst.

Warum ist Offenheit überhaupt so wichtig? All die Protokolle? Protokolle sind wie Sprachen. Ich selbst (in Zeiten der Globalisierung ist das eigentlich voll schlecht) spreche eigentlich nur Englisch und Deutsch. Na ja, ein paar Bruchstücke Spanisch und Latein bekomme ich auch noch hin. Konkret kann ich aber nur in deutsch- und englischsprachigen Ländern kommunizieren. In Frankreich wäre ich verloren (die sollen ganz schlecht Englisch reden). Und genauso ist es auch mit Technologie.

Jede Technologie spricht (wenn überhaupt) nur eine begrenzte Anzahl von Sprachen. Und wenn sich zwei unterschiedliche Technologien miteinander unterhalten wollen, müssen sie die gleiche Sprache sprechen. Möchte also mein Online Speicher mit meinem Computer oder einem speziellen Programm zusammen arbeiten, müssen sie beide die gleiche Sprache sprechen. Die Textverarbeitung Pages auf dem iPad spricht zum Beispiel nur iCloud oder WebDav. Meine zukünftige Cloud muss also zumindest WebDav sprechen, wenn Pages dort Dokumente öffnen und speichern möchte. Prinzip verstanden? Also ist es vorteilhaft, wenn meine Online Festplatte so viele Sprachen wie nur möglich spricht.

Manchmal ist es auch so, dass ein Programm nur eine Sprache teilweise sprechen kann (das Protokoll verstehen). Wie kann man sich das vorstellen? Ein Programm kann Dateien über WebDav öffnen, aber nicht speichern. Aber das ist noch nicht alles. Manchmal können Programme Dinge machen, womit die Sprache nichts anfangen kann. Beispielsweise diese neuartige Versionierung von Dokumenten, die es seit MacOS X 10.7 gibt, damit kann WebDav gar nichts anfangen. WebDav würde nur Bahnhof verstehen. Das ist nicht im Vokabular enthalten. Also kann MacOS mit WebDav keine Versionen speichern. Oh Mann, ganz schön kompliziert alles. Jedenfalls, Strato bot in etwa genau das an, was ich suchte.

Die ersten Schritte

Nach der Anmeldung bei Strato muss man – das ist echt eine Überraschung – erst einmal warten. Die Einrichtung des Online Speichers dauert maximal zwei Tage. Das ist ungewöhnlich, normalerweise geht im Internet alles sofort. Zumindest ist man das so gewohnt. Aber gut. Nicht schlimm. Einfach als Herausforderung betrachten.

Wie fängt man an? Wo greift man zuerst hin? Wenn man noch gar nicht weiß, ob das auch alles so funktioniert, wie man es sich vorstellt. Wenn man alles erst herausfinden muss. Wenn man noch keine Erfahrungen hat. Auf dem Sprung ins Ungewisse. Man macht sich einfach mal ein Bild. Meldet sich am Dienst an. Guckt, was für Funktionen angeboten werden. Schaut sich die Weboberfläche an. Liest ein paar Support Dokumente. Man geht einfach spielerisch an die Sache heran.

Üblicherweise werden Netzwerkspeicher über das SMB Protokoll in ein Betriebssystem eingebunden. SMB ist ein Protokoll für Datei-, Druck- und andere Dienste in einem Netzwerk. Man kann dadurch auf einen Netzwerkspeicher so zugreifen als wäre es eine lokale Festplatte, die in den Computer eingebaut ist. Man kann es sich so vorstellen, dass man die Cloud mit dem eigenen Computer verbindet. Unter Windows wird damit die Cloud als ganz normales Laufwerk im Explorer angezeigt. SMB ist weit verbreitet und in modernen Betriebssystemen wie Windows komplett integriert. Deswegen habe ich hier gar nicht mit Schwierigkeiten gerechnet. Was eine Fehlannahme war.

Warum? Prinzipiell kann man einen Netzwerkspeicher eigentlich ganz leicht über die grafische Oberfläche in das Betriebssystem einbinden. Man benötigt dafür keinerlei Fachkenntnisse, sondern gibt einfach die Webadresse, den User und das Passwort ein, fertig. Aber aus irgendeinem Grund funktionierte das nicht. Der Server antwortete nicht.

Nach langer Recherche im Internet fand ich die Ursache. Bei handelsüblichen Routern von der deutschen Telekom wird nämlich in den Standardeinstellungen das SMB-Protokoll in der Firewall aus Sicherheitsgründen geblockt. Der gleiche Mechanismus wird auch bei den beliebten FritzBox Routern von AVM angewendet. Nun habe ich dummerweise auch einen ganz einfachen Router von der Telekom, bei welchem man diese Einstellungen der Firewall nicht ändern kann. Das glaube ich jetzt nicht. Durchatmen. Überlegen. Wieder durchatmen. Wieder überlegen. Welche Möglichkeiten gibt es? Ich könnte einfach einen neuen Router kaufen. Das wäre nicht schlimm. Der Media Markt hat sogar noch geöffnet. Aber macht das Sinn? Was mache ich bei meinen Eltern (Telekom-Router)? Was mache ich bei meiner Liebsten (FritzBox-Router)? Nein, das macht keinen Sinn.

Nun, man könnte die Verbindung zur Cloud über VPN aufbauen. VPN ist ein Mechanismus, welcher unter anderem den Datenverkehr zwischen zwei Endstellen verschlüsselt. Das SMB-Protokoll würde damit quasi in einem VPN-Tunnel versteckt. Der Router wüsste gar nicht, dass da SMB Kommunikation durch seine Leitungen geht und würde es damit auch nicht blocken. Aber das wollte ich aus verschiedenen Gründen nicht. Zuerst kostet ein solcher Mechanismus eine spürbare Performance. Durch die Verschlüsselung wird der Datenstrom nämlich vergrößert. Und schließlich könnte ich damit nicht per iPhone oder iPad auf meine Cloud zugreifen, denn die haben keinen passenden VPN-Client. Und zuletzt war mir das zu kompliziert. Ich bevorzuge einfache Lösungen. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass komplizierte Dinge keinen Sinn machen, weil sie dauernd Zicken machen und deswegen nicht praktikabel sind.

Nun war ich richtig froh, dass der Online Speicher von Strato so vielfältige Zugriffsprotokolle unterstützt. Die nächstbeste Zugriffsmöglichkeit ist das WebDav Protokoll. WebDav, ich mag den Namen irgendwie, ist ein ähnliches Protokoll wie SMB. Was WebDav besonders sexy macht, es ist eine Erweiterung des Protokolls HTTP und nutzt damit den Port 80 für die Kommunikation. Einen Port kann man sich wie eine Steckdose vorstellen. Durch diese Steckdosen können unsere Computer in Kontakt mit der Außenwelt treten. Das Internet kommt beispielsweise aus der Steckdose 80, eMails kommen aus der Steckdose 110 oder 143, ICQ kommt aus der Steckdose 5130. Und kein Router würde sich trauen, das ganze Internet (den Port 80) zu verbieten. Und damit kommt WebDav trotz Firewall auf jeden Computer.

Die Verbindung über WebDav ist unter Windows, Linux und Mac schnell und einfach angelegt. So mag ich das. Kein technisches Rumgefummel. Ich will schließlich Technologien nutzen und mich nicht mit ihnen beschäftigen. Adresse, User, Passwort eingeben, fertig. Wunderbar. Wirklich? Nein. Windows vergibt nämlich an WebDav Verbindungen keinen Laufwerksbuchstaben. Der WebDav Speicher wird wie eine ganz normale Verknüpfung (zu einem Netzwerkordner) ins Betriebssystem eingebunden. Das klingt gut, ist es aber nicht. Denn ganz viele Programme können mit Verknüpfungen nichts anfangen, sondern sind darauf ausgelegt, mit richtigen Laufwerken (mit Buchstaben) zu arbeiten. Verknüpfungen mögen sie gar nicht.

Dagegen könnte net use helfen. Net use ist ein Befehl der Kommandokonsole. Und tatsächlich, Net use kann WebDav Verbindungen als Laufwerk in das Betriebssystem einbinden. Super. Eine schlanke Lösung. Befehle der Kommandokonsole sind in der Regel schnell und klein. So mag ich das.

net use z: https://webdav.hidrive.strato.com passwort / user:username /persistent:no

Puh… der erste Schritt war geschafft.

Hab ich zumindest gedacht, aber es war noch ein Problem zu lösen. Windows erlaubt nämlich keine Dateioperationen (z.B. Kopieren) auf WebDav Laufwerken, wenn die Datei größer als 50 Megabyte ist. Im ersten Moment ist man erstmal platt, nachdem man so etwas rausgefunden hat. Zum Glück kann man das ändern. Dafür muss man allerdings in die sogenannte Registry und den entsprechenden Schlüssel ändern. Die Registry ist eine Datenbank im Betriebssystem, welche sehr sehr sehr viele Einstellungen von Windows enthält. Die einzelnen Einstellungen nennen sich Schlüssel. Ändert man Schlüssel, ändert sich auch das Verhalten von Windows. Ich denke in solchen Situationen immer, schön, dass ich das rausgefunden habe. Aber was würde meine Mutter in solchen Situationen machen?

Jetzt war die Übertragung der Daten in die Cloud angesagt.

Upload

Die Bereitstellung der Daten in der Cloud ist eigentlich relativ unkompliziert. Schließlich ist es nicht mehr als ein Kopieren. Kopiere von rechts nach links. Kopiere von lokal nach online. Kopiere vom Computer in die Cloud. Da rechnet man nicht mit Schwierigkeiten.

Das Protokoll WebDav ist sehr langsam. Ich habe noch nicht ganz herausgefunden, woran das genau liegt. Vielleicht ist diese Sprache einfach sehr geschwätzig. Vielleicht ist das Protokoll einfach schlecht in das Betriebssystem integriert. Ich weiß es nicht. Der Vorgang des Kopierens hätte in meinem Fall mehrere Tage gedauert. Wir wissen alle: Höhe gewinnen ist mühsam und dauert lange, herunter fallen geht ganz schnell. Und so ist es auch mit dem Internet. Downstream (aus dem Internet heraus) ist wahnsinnig schnell, aber Upstream (in das Internet hinein), das dauert seine Zeit. Meine Bandbreite für Uplink betrug 10 Mbit (das ist eigentlich nicht wenig). Und ich hatte 50 Gigabyte in die Cloud zu kopieren. Mit WebDav hätte der Upload Tage gedauert. Vielleicht doch nicht lieber einen Datenträger einschicken? Es gibt für alles das richtige Werkzeug. Und in diesem Fall heißt das Werkzeug FTP. FTP heißt mit vollem Namen File Transfer Protocoll. Und wie der Name schon sagt, wurde es dafür gebaut, Dateien zu übertragen. Und damit ging der Upload wesentlich schneller. Nach einem Tag waren die Daten in der Cloud.

So ganz stimmt das nicht. Ich habe nämlich auch hier mehrere Versuche benötigt. Der Rechner schläft ein. Der Rechner schläft ein? Ja, der Rechner schläft ein. Wenn man an einem Computer nichts macht (Tippen, Maus bewegen) und dem Computer langweilig wird, dann sucht er sich nicht seine eigenen Aufgaben, sondern legt sich zur Ruhe. Er ist so doof, dass er gar nicht merkt, dass er eigentlich beim Kopieren ist. Das merkt er nicht. Im Ernst. Nach wenigen Minuten schaltet sich der Bildschirmschoner ein, nach weiteren Minuten schaltet sich der Bildschirm aus, dann nach weiteren Minuten die Festplatte, zum Schluss legt er sich ganz zur Ruhe und er schaltet sich selbst aus.

Hier reagieren die Betriebssysteme übrigens unterschiedlich. Windows reagiert genau wie zuvor beschrieben, MacOS ist schlauer und merkt, dass es sich nicht zur Ruhe legen darf, solange es am Kopieren ist. Mit Gewalt (über die Energieeinstellungen) kann man aber auch dem Windows sagen, dass es nicht schlafen gehen darf.

Synchronisation

Bei der Synchronisation war ich etwas blauäugig. Irgendwie hatte ich gar kein Gespür für die Tragweite dieser Aufgabe. Ich dachte einfach, ich lade mir irgendein x-beliebiges Tool aus dem Internet und das wird dann schon für den Abgleich sorgen. In Wirklichkeit ist dies eine sehr schwierige Angelegenheit. Schon allein die Synchronisation als solches ist ein äußerst komplexer Vorgang. Je weiter man sich annähert, umso mehr Fragen stellen sich, die man beantworten muss; von deren Relevanz man erstaunt ist und sich fragt, warum man das nicht bedachte. Aber eins nach dem anderen.

Ich lud mir also ein paar kostenfreie Programme zur Synchronisation aus dem Internet und experimentierte damit. Die Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass links und rechts die gleiche Datei ist. Das hat natürlich nichts mit dem Bundestag zu tun. Links und rechts sind einfach die Orte, an welchen die Dateien liegen, die abgeglichen werden sollen. Links war mein Notebook und Rechts war die Cloud.

In der Regel gibt es bei der Synchronisation zwei grundsätzliche Modi in verschiedenen Varianten, welche die meisten Programme beherrschen. Entweder „sorge dafür, dass Rechts alles genauso ist, wie Links“ oder „sorge dafür, dass auf beiden Seiten immer alles gleich ist.“ Was ist der Unterschied? Die erste Variante ist für Datensicherungen gut geeignet. Sie sorgt dafür, dass sobald sich auf der linken Seite etwas ändert, diese Änderung auf der rechten Seite nachgezogen wird. Löscht man Links eine Datei, wird diese auch Rechts gelöscht. Ändert man Links eine Datei, wird diese Änderung auch Rechts gemacht. Legt man Links eine neue Datei an, wird diese Datei auch Rechts angelegt. Ein ganz einfaches Prinzip. Nimmt man auf der rechten Seite Änderungen vor, passiert nichts. Die Synchronisation wirkt also nur in eine Richtung, was für mich nicht zu gebrauchen war. Ich benötigte eine Synchronisation in beide Richtungen. Jede Änderung, egal, auf welcher Seite sie geschah, sollte auf der jeweilig anderen Seite nachgezogen werden. Damit würde erreicht, dass ich jeweils überall die gleichen Daten habe, auf meinem Notebook und im Internet.

Der Vorgang der Synchronisation ist äußerst komplex, obwohl es total einfach klingt. Welche Merkmale hat eine Datei, die man mit einer anderen Datei vergleichen kann? Es gibt die Dateigröße, es gibt den Inhalt und es gibt die Metadaten (Änderungsdatum oder Archiv-Bits). Aber es ist wesentlich komplizierter.

Das eigene Notebook hat in der Regel ein anderes Dateisystem als der Server im Internet. Dadurch benötigen identische Dateien unterschiedlich viel Platz. Ein Dateisystem kann man sich vorstellen wie einen Schrank mit lauter Schubladen. Je nach Dateisystem sind diese Schubladen unterschiedlich groß. Dateisystem A hat beispielsweise Schubladen in der Größe 4. Dateisystem B hat Schubladen in der Größe 6. Nun legt man eine Datei, welche die Größe 3 hat, auf beiden Dateisystemen ab. Im Dateisystem A hat die Datei die Größe 4 und auf dem Dateisystem B hat die gleiche Datei die Größe 6. Dabei hat die Datei ja selbst nur die Größe 3. Aber man braucht halt immer eine ganze Schublade, um die Datei aufzuheben.

Die Sache mit der Zeit ist auch nicht einfach. Man speichert auf dem Notebook eine Datei genau um 23:01 Uhr. Im Anschluss kopiert die Synchronisation die Datei in die Cloud. Dieser Kopiervorgang dauert natürlich auch ein paar Momente. Auf dem Server wird die Datei um 23:03 Uhr gespeichert. Wenn die Synchronisation beim nächsten Lauf die zwei Dateien vergleicht, könnte sie annehmen, dass die Datei in der Cloud neueren Datums ist und wieder zurück auf das Notebook kopiert werden muss, was natürlich Quark wäre.

Es geht noch weiter. Es ist nämlich anzunehmen, dass der Server im Internet eine andere Zeit hat als unser Notebook zuhause. Natürlich hat er die gleiche Zeit, aber hat er sie wirklich? Unsere Armbanduhren haben ja auch die gleiche Zeit und trotzdem gibt es Unterschieden von in der Regel drei Minuten im Vergleich zu den Armbanduhren unserer Freunde. Und genauso ist es auch mit der Zeit von Computern.

Genau diese Details machen die Synchronisation so schwierig. Zum Glück müssen wir nicht selbst synchronisieren. Das machen die Programme für uns und wir müssen diesen Programmen vertrauen. Wir hoffen, dass der Vater des Programms alle Eventualitäten beachtet hat. Prüfen können wir das nicht. Es gibt in der Regel keine Dokumentation darüber, wie ein Programm im Detail funktioniert. In der Beschreibung steht nur, es kann synchronisieren, von links nach rechts und umgekehrt. Wir können das Programm nur beobachten. Unsere Erfahrungen damit machen. Und hoffentlich schnell erkennen, was das Programm kann, und was es nicht kann.

Es gibt unzählige Programme zur Synchronisation auf dem Markt. Die meisten dieser Programme sind kostenlos. Sie sind oft klein und unkompliziert. Leicht aus dem Internet geladen und installiert. Relativ schnell habe ich aber festgestellt, dass man mit diesen kleinen Programmen nicht so richtig weiter kommt. Kleine Programme für große komplexe Vorhaben, das ist einfach nix. Die Gründe sind vielfältig. Die Programme laufen meistens im Vordergrund. Wer will das denn? Auf dem Desktop ist immer ein Fenster offen, in dem man die Synchronisation beobachten kann. Das geht so nicht. Das Fenster muss verschwinden. Irgendwo hin, am besten in den Hintergrund. Aber nicht in die Unendlichkeit, sondern nur unsichtbar werden. Wie jetzt? Richtig, ein Icon in der Taskleiste, links neben der Uhr, das würde schon reichen.

Kann man die Synchronisation in Abschnitte gliedern? Wenn man uns Menschen einen riesigen Berg von Arbeit hinstellt, da vergeht uns das Lachen und wir haben gleich keine Lust mehr. Wir schieben Dinge von links nach rechts und wieder zurück. Es dauert Ewigkeiten bis der Berg abgetragen ist. Erstaunlich ist dabei, wir würden die gleiche Menge an Arbeit viel schneller, effizienter und besser bewältigen, wenn sie fortlaufend in kleinen Stücken anfällt. Mit Prozessoren und großen Datenmenge ist es das gleiche. Prozessoren können kleine Pakete besser organisieren und schneller erledigen. Stellt man einem Prozessor 100.000 Dateien zur Synchronisation vor die Haustür, damit ist er dann gut zwei Stunden beschäftigt. Man mag es kaum glauben, aber er schafft die gleiche Menge auch in 10 Minuten, wenn das Gesamtpaket in Einzelpakete aufgeteilt ist.

Die Belastung des Prozessors darf man prinzipiell auch nicht außer Acht lassen. Die meisten Tools belegen über 50 % der CPU-Rechenzeit. Ja, so geht das nicht. Ich hab mal viel Geld für meinen Dual-Core bezahlt und jetzt habe ich ihn nur noch zur Hälfte. Synchronisation ja, aber nicht zu diesem Preis.

Wie sieht es mit geöffneten Dateien aus? Was ist mit unsichtbaren Systemdateien? Gibt es einen Sicherungsmechanismus oder verliere ich bei Verbindungsabbrüchen meine Datei? Kann ich vorab schauen, welche Daten synchronisiert werden? Gibt es Sicherungsmechanismen, falls ich versehentlich einen großen Ordner lösche, damit diese Löschung nicht gleich weitersynchronisiert wird, sondern im Gegenteil dazu genutzt werden kann, den Ordner wieder herzustellen? Wann ist der beste Zeitpunkt der Synchronisierung? Beim Starten des Computers oder beim Ausschalten? In welchen zeitlichen Abständen soll die Synchronisierung durchgeführt werden? Was passiert, wenn ich eine Datei geändert habe? Muss ich dann auf die nächste Synchronisierung warten oder bemerkt es das Programm selbst, dass diese Änderung jetzt synchronisiert werden muss?

Die Zahl der Fragen und Aspekte lässt sich beliebig erweitern. Da leert sich schnell das Feld der Kandidaten. Zum Schluss habe ich tatsächlich aber noch ein Programm gefunden, welches die zuvor dargestellte Komplexität angemessen bewältigen konnte. Es handelt sich dabei um GoodSync von Siber Systems. GoodSync ist wirklich der Goliath der Synchronisation. Eine unscheinbare Perle im Meer.

Screenshot: GoodSync

Letztlich habe ich hier gelernt, dass man die richtigen und passenden Werkzeuge braucht. Es ist viel zu kurz gedacht, Programme nach den Kriterien gut oder schlecht zu klassifizieren. Es kommt immer auf dem Einsatzzweck an. Und so wurde jedes Programm auch für ein spezielles Einsatzszenario geschrieben. Und mag es dafür noch so gut und überragend sein. Das heißt nicht, dass es dann genauso gut in einem anderen Szenario funktioniert.

Cloud und Systeme verbinden

So eine Verbindung mit der Cloud ist prinzipiell sehr einfach direkt über die Dateiverwaltung herzustellen. Man muss dafür kein Fachmann sein. Bei Windows heißt der Befehl „Netzlaufwerk verbinden“, auf MacOS „Mit Server verbinden“ und bei Linux „Verbindung zu Server“. Tja, das Doofe dran ist jetzt nur, diese Verbindungen sind nämlich nach einem Neustart des Computers wieder weg. Und zwar auf allen Betriebssystemen. Jedes Mal beim Starten des Computers die Verbindung zur Cloud manuell herstellen? Tut mir leid, das geht nicht. Zum Glück hat man für solche Dinge unter Windows den Autostartordner erfunden. Auf MacOS und Linux gibt es den Mechanismus der Startobjekte. Dort muss man quasi nur den Befehl „Verbinde dich mit der Cloud“ hinlegen. Damit wird nun bei jedem Neustart die Cloud automatisch in das Betriebssystem eingebunden. Schön. Ab Windows 8 hat man das übrigens gespart. Es ist das erste System, welches die Verbindungen nicht mehr verliert. Im Kontrast dazu muss man sogar bei Linux noch einige Dinge zusätzlich tun, um den Netzwerkspeicher vollautomatisch in das System einzubinden. Der Einhängepunkt des Laufwerks muss definiert werden, das WebDav Dateisystem muss installiert werden, die Login Daten müssen hinterlegt werden.

Was passiert nun aber, wenn man das Notebook startet und keine Internetverbindung besteht? Richtig, eine Fehlermeldung erscheint. Und das ist eigentlich immer der Fall, wenn unterwegs arbeitet. So schnell kann man sich gar nicht in die Funknetze einwählen oder mobile Datenverbindungen herstellen. Die Autostart-Prozedur ist zu diesem Zeitpunkt schon längst durchgelaufen. Mich persönlich nerven solche unnützen Fehlermeldungen tierisch. Jetzt wird es erst richtig kompliziert. Man kommt hier um die Programmierung eines Skripts leider nicht herum. Und zwar auf keinem der gängigen Betriebssystemen. Das Skript muss folgende Frage beantworten. Habe ich gerade Internet? Ja, mit der Cloud verbinden. Nein, tue nichts. Bei Windows muss man die Windows Shell lernen, bei Linux die BASH und bei Apple nennt sich das Apple Script. Kostprobe gefällt?

Das ist Windows.

ping -n 1 www.google.de >> „C:\Users\benutzer\ping-the-cloud.log“

findstr /c:“Zielnetz nicht erreichbar.“ „C:\Users\benutzer\ping- the-cloud.log“
if %errorlevel% == 0 GOTO :CLOSE
findstr /c:“nicht finden“ „C:\Users\benutzer\ping-the-cloud.log“ if %errorlevel% == 0 GOTO :CLOSE

net use z: https://webdav.hidrive.strato.com PASSWORD / user:USERNAME /persistent:no >> „C:\Users\benutzer\cloud- connect.log“ 2>&1

:CLOSE
del „C:\Users\benutzer\ping-the-cloud.log“
exit

Wirkt irgendwie etwas altmodisch, oder?
Auf Linux sieht das Skript schon moderner aus.

#!/bin/bash

internet=“0″

while [ „$internet“ = „0“ ] do
sleep 60
ping -c 1 www.google.de > /home/benutzer/ping-the-cloud.txt internet=“$(grep „1 received“ /home/benutzer/ping-the-cloud.txt – c)“
done

mount /media/Cloud
rm /home/benutzer/ping-the-cloud.txt

Obacht, nun Apple Script.
Man beachte den Unterschied.

set internet to „1“

try
set internet to do shell script „ping -c 1 www.google.de“
end try

if internet contains „0% packet loss“ then tell application „ConnectCloud“ to launch
end if

Das ist ein völlig anderes Universum. Es gibt auch Gründe jenseits von Design, warum Apple so beliebt ist. Tell application xyz to launch? Wahnsinn! Nebenbei, es hat auch schon etwas Charme, dass jedes Betriebssystem seinen eigenen Dialekt hat.

Das letzte Skript von MacOS prüft übrigens nur, ob Internet zur Verfügung steht. Die Einbindung der Cloud erfolgt separat. Apple bietet mit dem sogenannten Automator einen weiteren Mechanismus, mit dessen Hilfe man verschiedene Dinge in Betriebssystem und Anwendungsprogrammen automatisieren kann. Und über diesen Automator kann man die Einbindung der Cloud Laufwerke durchführen. Das Automator Programm heißt in diesem Fall „ConnectCloud“ und wird durch obigen Algorithmus im Erfolgsfall gestartet.

Screenshot MacOS Automator

Die abgebildeten Skripte unterscheiden also sich in ihrer Funktionalität. Linux prüft prinzipiell und permanent alle 60 Sekunden, ob eine Verbindung zum Internet besteht. Sobald dies der Fall ist, wird die Cloud eingebunden und das Skript beendet. Windows geht hier anders vor und prüft einmalig auf die Verfügbarkeit des Internet. Das Skript kann man aber zeitverzögert (zum Beispiel nach 5 Minuten) über die interne Aufgabenverwaltung von Windows starten (nach 5 Minuten hat man die Internetverbindung dann meistens hergestellt). Die Betriebssysteme bieten hier also völlig unterschiedliche Möglichkeiten.

Umso besser und schöner etwas funktionieren soll, umso komplizierter wird es. Und die Lösungsansätze muss man sich erst erarbeiten. Das ist Detektivarbeit, welche viele Stunden kostet. Wenn alles fertig ist und läuft, dann ist die Sache einfach.

Unterwegs

Wie ist das eigentlich, wenn man unterwegs ist. Beispielsweise in irgendeinem Cafe? Man klappt das Notebook auf und wählt sich mit Hilfe des Handys in das Internet ein. Und dann läuft die Synchronisation der Daten in der Cloud los. Da werden mal so eben zehntausend Dateivergleiche über die Mobilfunkverbindung durchgeführt. Schätzungsweise ist man nach wenigen Minuten schon arm und spätestens nach einer Stunde hoch verschuldet.

Die Betriebssysteme von heute scheinen gar keine Möglichkeit zu haben, bestimmte Prozesse nur unter bestimmten Umständen auszuführen. Hier wünscht man sich wirklich eine Weiterentwicklung. Gerade die Identifizierung von mobilen Datenverbindung und die damit verbundene Unterdrückung von datenintensiven Hintergrundanwendungen sollte heutzutage möglich sein. Und zwar so einfach einstellbar, dass es jeder Anwender ohne Informatik Studium versteht.

Davon ist auch nicht nur meine selbstgebaute Cloud davon betroffen. Die Synchronisation von Dropbox würde in diesen Fällen ebenfalls starten. Oder iTunes würde das 600 Gigabyte große Spiel, welches man gestern direkt auf dem iPad gekauft hat, aus der iCloud laden. Und es geht nicht nur um das Geld, sondern auch um die eingeschränkte Geschwindigkeit der Internetverbindung, welche aber durch diese Prozesse noch weiter vermindert wird.

Wie kann man diesem Sachverhalt begegnen? Windows bietet hier einen schönen Mechanismus. Es gibt eine betriebssysteminterne Aufgabenverwaltung. Nicht sonderlich toll anzusehen, eher etwas für Administratoren. Dort kann man Aufgaben definieren, die das Betriebssystem zu erledigen hat. Das klingt toll, oder? Ja, das ist es auch.

Dort kann man sagen, erledige diese Aufgabe nur dann („starte die Synchronisierung“), wenn du im heimischen WLAN bist. Und genau so habe ich das mit der Synchronisierung gemacht. Und das ist wirklich toll. Fahre ich zuhause das Notebook hoch, läuft nach dem Systemlogin gleich die Synchronisierung los. Wenn ich mich woanders mit dem Internet verbinde, wird keine Synchronisation durchgeführt. Voll gut, oder?

Screenshot: Windows Aufgabenverwaltung

Arbeiten mit der Cloud

Und wie ist das jetzt so in der Cloud? Wie fühlt sich das an? Meine Cloud ist nun mittlerweile fast schon zwei Jahre eine Weile im Einsatz. Und ich habe die Anstrengungen nicht bereut. Es ist herrlich. Man sitzt in der Straßenbahn, da kommt eine Rechnung per eMail, ich kann sie mit dem iPhone direkt in der Cloud ablegen und später zuhause wird das Dokument vollautomatisch auf mein Notebook synchronisiert.

Wenn ich unterwegs am Notebook ohne Verbindung zum Internet arbeite, verzichten die Betriebssysteme auf die Einbindung der Cloud Laufwerke. Stelle ich eine Verbindung zum Internet her, werden die Cloud Laufwerke automatisch verbunden. Bin ich zuhause, werden die lokalen Daten synchronisiert. Einfach, transparent, unsichtbar.

Es gibt zwei Datenbestände. Die lokalen Daten und die Daten in der Cloud. Beide Bestände werden durch die Synchronisierung gleich gehalten. Mein Notebook arbeitet immer mit den lokalen Daten. Auf allen anderen Geräten arbeite ich mit den Daten in der Cloud.

Egal, welches Gerät ich gerade in der Hand haben (Notebook, iPhone, iPad), egal, wo ich gerade bin (zuhause, Arbeit, unterwegs), ich habe meine Daten immer dabei und kann richtig damit arbeiten. Es hat sich gelohnt, auf einen Datenspeicher zu setzen, der eine Vielzahl von Protokollen unterstützt, denn das richtige Protokoll ist immer dabei. Gerade bei Apps auf iPhone und iPad ist das wichtig. Die eine App unterstützt nur ftp, die andere App unterstützt nur WebDav. Jedem seins.

Niemand macht gerne Backups. Backups kosten Zeit, Backups sind teuer und kommen meistens gar nicht zum Einsatz. Das Backup meiner Daten macht die Cloud (von Strato) automatisch. Einmal am Tag. Die Backup Versionen bleiben ein Jahr erhalten. Ich muss keinen Handgriff machen. Es geschieht einfach so. Ein sehr schöner Nebeneffekt.

Die Cloud hat mich vieles gelehrt. Bewege dich in einem geschlossenen System und es ist alles leicht, unkompliziert und wunderbar. Die Cloud kommt direkt aus dem Wasserhahn. Brich aus diesem System aus und du erlebst dein Wunder. Es ist kompliziert, es ist schwierig, es ist gar nicht einfach. Geschlossene Systeme sind so einfach, weil alles vorhersehbar und kontrolliert ist. Offene Systeme sind schwierig, weil alles unvorhersehbar und unkontrollierbar ist.

Es gibt mittlerweile einige Online Festplatten mit dem Mechanismus der Synchronisation auf dem Markt. Beispielsweise Ubuntu One. Ubuntu One ist ein Cloud Service des Linux Betriebssystems Ubuntu. Ubuntu One synchronisiert die eigenen Dateien auf alle anderen Ubuntu Installationen, welche an die Cloud angeschlossen sind. Es gibt auch Apps für Android und iPhone. Das funktioniert wirklich gut. Möchte man aber von fremden Betriebssystemen zugreifen, Fehlanzeige. Ein geschlossenes System. Was mich gerade bei Ubuntu besonders befremdet.

Und es gibt auch noch viel Raum für Verbesserungen. Verschlüsselung ist ein ganz großes Thema. Eigentlich ist es unverantwortlich, seine Daten im Klartext im Internet abzulegen. Das weiß heute jedes Kind. Ja, Verschlüsselung ist wichtig. Aber damit werden die Daten unbrauchbar. Denn kaum ein Programm auf iPad und iPhone kann mit diesen verschlüsselten Daten umgehen. Und auf dem Rechner bei Mama und Papa dürfte die Verschlüsselungssoftware wohl auch nicht zu finden sein. Ja, ziemlich doof. Find ich auch. Wie wäre es mit transparenter Verschlüsselung? Die Daten liegen verschlüsselt ab und die Entschlüsselung erfolgt durch die Zugangsdaten beim Zugriff technisch transparent und unsichtbar? Bis dahin ist man gezwungen, sensible Daten noch einmal extra zu verschlüsseln.

Ein weiteres Lösungsszenario wäre ein NAS (Network-Attached-Storage) als Alternative zur Cloud gewesen. So bezeichnet man eine höherwertige Netzwerkfestplatte im eigenen Netzwerk zuhause. Letztlich handelt es sich dabei um einen kleinen Server, auf welchem Daten gespeichert sind. Diesen Server kann man ebenfalls über das Internet ansteuern. Quasi eine Home-Cloud. Lange Zeit war die IP-Adresse (quasi wie eine Postadresse im richtigen Leben) ein Problem. IP-Adressen werden vom Provider selten statisch vergeben, sondern meistens dynamisch. Das heißt, die Adresse ändert sich einmal am Tag. Also hat man Hilfsdienste wie DynDNS gebraucht, welche eine feste Adresse bereitstellen. Mittlerweile braucht man das nicht mehr, weil die modernen NAS-Systeme dieses Problem vorab durch eigene Infrastruktur gelöst haben. Aber ein Problem bleibt. Was zuhause der Uplink ist (Bandbreite beim Hochladen), gilt unterwegs als Bandbreite des Downloads. Schneller können die Daten nun mal nicht vom eigenen Server ins Internet geschaufelt werden.

Hab ich eigentlich schon erzählt, wie ich auf die Idee kam, diesen Aufsatz zu schreiben? Sascha Lobo war das. Der hat mal einen Artikel anlässlich der CeBit geschrieben. Es ging darum, in welchem Ausmaß wir heute schon Cloud Dienste nutzen. Das fand ich irgendwie interessant. Sascha Lobo hat übrigens einen interessanten Backup Mechanismus. Auch er hat seine Daten auch in der Cloud. Er speichert alle Daten in der Dropbox. Wenn er unterwegs eine Datei auf dem MacBook Air ändert, dann wird dies gleich in die Cloud synchronisiert. Zuhause steht ein weiteres MacBook Pro, welches immer in Betrieb ist. Und auch an Dropbox angeschlossen. Und die Datei wird gleich „runtersynchronisiert“. Und dann springt auch gleich die TimeMachine an und macht ein Backup. Interessant, oder? Hat mich beeindruckt. Eine ziemlich kreative Methode. TimeMachine ist übrigens das sensationelle Backupsystem von Apple. Da macht man Backups und merkt es gar nicht.

Schlusswort

Eine solche Komplexität ist wirklich eine Überraschung. Schließlich geht es hier nicht um eine Reise zum Mond. Sondern um einen Speicherplatz im Internet, welcher sich mit lokalen Daten synchronisiert. Die Technologie ist da. Jede Komponente für sich funktioniert einwandfrei. Wenn man aber die Bausteine miteinander verbinden möchte, dann wird es schwierig. Es gilt einen Konflikt zu lösen. Bewegt man sich ausschließlich innerhalb eines Systems (iCloud, SkyDrive, Ubuntu One) dann kommt alles aus dem Wasserhahn. Man bezahlt diese Bequemlichkeit jedoch mit der fehlenden Zugriffsmöglichkeit, sobald man außerhalb des Systems steht.

Die nächsten Jahre wird sich noch sehr viel bewegen. Die iCloud von Apple wird derzeit massiv unterschätzt. Oberflächlich betrachtet weiß gar nicht richtig, was man damit anstellen soll. Das ändert sich, sobald man sich ein neues iPad kauft und in fünf Minuten sein System eingerichtet hat. Das ändert sich, sobald man das gleiche Programm auf Mac, iPhone und iPad nutzt und über die iCloud auf die gleichen Daten zugreifen kann. Die iCloud wird sich entwickeln. Sie braucht noch ein paar Jahre, aber das Potential ist heute schon da. Microsoft lässt sich auch nicht lumpen und baut mit Windows 8, SkyDrive und Office 365 stetig seine Cloud-Services aus. Überall ist alles gleich. Desktop. Notebook. Netbook. Tablet. Smartphone. Eigentlich warten wir nur noch auf Google.

Im Moment herrscht noch viel Sturm und Drang und zeitgleich sind wir auch schon sehr weit. Das finale Problem ist die Geschlossenheit der Systeme. Es fehlt die Möglichkeit, all diese wunderbaren Dienste auf beliebigen Plattformen zu nutzen. Dazu braucht es jedoch ein gewisses Maß an Reife. Markt und Technologie müssen erwachsen werden. Am Ende steht die ultimative Wolke. Ein digitaler Knotenpunkt, das Autobahnkreuz des Universums, die Kopie von dir und mir. Die Cloud verbindet alles miteinander. Warum so lange warten? Ab in die Cloud!

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3 Kommentare
  1. Avatar von Paul
    Paul

    … das ist ja mal eine knackige Übersicht zum Thema „Integration durch Technik“. Klasse!

    Bin selbst auch auf der Suche, allerdings mit etwas abweichenden Fragen. Zum Beispiel, wie ich ein vorhandenes NAS zu Hause mit dem Rest der Welt – und möglichst allen Plattformen zusammen bringe,

    Natürlich so vertraulich und sicher wie möglich …

  2. Avatar von marco

    Danke! :-)

    Mittlerweile gibt es für den externen Zugriff auf interne NAS-Systeme auch viele Wege. Nur die Bandbreite, das ist so eine Sache, die Upload-Rate zuhause ist quasi die Download-Rate von unterwegs. Aber für die meisten NAS-Systeme gibt es jetzt auch schon Apps vom Hersteller, damit wird sehr bequem ein mobiler Zugriff ermöglicht. Eine andere Kiste ist auch noch die Sache mit der IP-Adresse, welche in der Regel zuhause nicht statisch ist. Wenn man über offene Protokolle wie FTP oder WebDav auf das NAS zugreifen möchte, benötigt man ontop noch so einen Dienst wie DynDNS. Da kommt jetzt schon einiges an Technologie zusammen, welche smooth kombiniert und konfiguriert werden möchte.

  3. […] Geräten beschäftigt und machen verrückte Sachen damit. Marco zum Beispiel hat sogar eine eigene Cloud, also so eine dufte Wolke, die quasi irgendwo über dem Internet schwebt und Daten für ihn […]

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